Es ist ein mittelprächtiger Tag, was die Qualität des Wetters angeht. Nur selten können sich ein paar wärmende Sonnenstrahlen durch die dichte Suppe fetter Wolken quälen. Die Temperatur hat sich so um reichlich 20° C eingepegelt, was für einen Tag im Hochsommer ja nicht gerade als Spitzenwert angesehen werden kann. Für mich persönlich fühlt sich Badewetter etwas anders an. Und das, wo doch Dr. Uli Knopf in seiner Einladung ein erfrischendes Bad im Silbersee in Aussicht gestellt hat. Dort wollen wir nämlich auf unserer Wanderung am Sonntag,
dem 13. August 2023, vorbeikommen.
Bis dahin muss allerdings erst noch etwas Zeit vergehen, als sich ungeachtet der ziemlich trüben Witterung ein ansehnliches Trüppchen wander- und womöglich auch badelustiger Leute auf dem Dorfplatz von Wickersdorf einfindet. Angeschlossen eine Reihe Autos, denn die ersten Kilometer bis nach Hoheneiche wollen wir fahrend zurücklegen, was auch ganz ausgezeichnet gelingt.
Auf dem Parkplatz vor Hoheneiche ist dann zunächst erst einmal Sammeln angesagt. Alle Beteiligten haben es ohne Probleme geschafft.
Einige Teilnehmer führen leichtes Gepäck mit sich, wozu auch immer das gut sein soll. Ich selbst gebe mich, wie immer, mit meinem Fotoapparat zufrieden. Ein paar Beweisfotos machen sich ja in so einem Reisebericht stets ganz gut. Dabei soll es auch bleiben.
Bei unveränderter Wetterlage erreichen wir so den hinteren Ortsausgang von Hoheneiche auf dem Wanderweg nach Bernsdorf. Den verlassen wir aber sogleich nach dem Haus der Familie Schumann, weil Uli für uns die Strecke in Richtung Rohrtal vorgesehen hat. Die genaue Lage der Feld- und Waldwege in diesem Gebiet scheinen allerdings selbst einem alten Hasen wie Uli nicht so richtig bekannt zu sein.
Deshalb sind wir teilweise gezwungen, auch Feld- und Waldrandgebiete als Weg zu nutzen. Was aber in dieser Gegend zum Glück keinen allzu gravierenden Unterschied macht. Das relativ hohe Gras ist selbst zu dieser frühen Nachmittagsstunde noch ein wenig feucht. Uns, mit unserem festen Schuhwerk, macht das natürlich ziemlich wenig aus.
Was allerdings fast schon weh tut, ist der Blick auf die Flächen, die noch vor wenigen Jahren mit dichten Wäldern bewachsen waren. Dort haben Hitze, Trockenheit und Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet. Den Rest erledigen jetzt die forstwirtschaftlichen Betriebe mit ihren riesigen Baumerntemaschinen. Wo auch immer die Ursachen für diese unselige Entwicklung liegen mögen, das Ergebnis ist in jedem Fall niederschmetternd. Und so macht sich derzeit ein (unschönes) geflügeltes Wort in unserer schönen Heimat breit, das folgendes besagt: „Von Thüringer ‚Wald‘ kann hier bald keine Rede mehr sein.“
Ein also teilweise sehr trostlos wirkendes Gelände hinter uns lassend, erreichen wir schließlich unser erstes Etappenziel, den Silbersee.
Unterhalb von Arnsgereuth liegend, wurde er in der Vergangenheit rege als Badesee genutzt. Gespeist wird er, wie Uli uns aufklärt, von der Weißen Sorbitz, die nur wenige Meter oberhalb entspringt. Unterhalb von Rohrbach und Döschnitz mit der aus dem Krähental kommenden Schwarzen Sorbitz vereint, mündet sie in Sitzendorf als Sorbitz in die Schwarza.
Der Pegel des Silbersees ist trotz des recht regnerischen Sommers 2023 weit unterhalb des normalen Wasserstandes, wie sich an einer am Damm stehenden Messlatte leicht ablesen lässt.
Das allerdings könnte natürlich auf eine relativ hohe Wassertemperatur schließen lassen. Würde es also wirklich noch zu dem von Uli in Aussicht gestellten, erfrischenden Bad im Silbersee kommen?
Tatsächlich sind 3 mutige Männer unter uns, die es wagen wollen. Uli Knopf und Kenin Rosenbusch lassen als erste die Hosen runter. Ihnen dicht auf den Fersen, stürzt sich als Dritter Mayk Hertel in die Fluten. Wobei gleichfalls der Wert eines guten Beweisfotos unter Beweis gestellt wird.
Das Erfrischungsbad währt schätzungsweis so etwa eine Viertelstunde. Die Wassertemperatur soll nach Angaben der Badenden zumindest an der Oberfläche ganz erträglich sein. In tieferen Schichten ist es dann wohl deutlich kühler. Doch wir haben ja auch noch ein gutes Stück Weges vor uns. Deshalb Schluss mit Badespaß, damit wir unsere Wanderung fortsetzen können.
Unterhalb der Elsterschenke, wo sich der Weg mit der Straße von Volkmannsdorf nach Witzendorf kreuzt, steht Wanderern wie uns eine recht bequeme Raststätte zur Verfügung. Als wir dort ankommen, hat das Versorgungsteam in Person von Gerhild und Willy bereits den Tisch mit Kaffee und Kuchen gedeckt. Mit 2 Sorten wirklich ausgezeichnet schmeckendem Kuchen sind wir tatsächlich bestens für diese kurze Rast versorgt.
Als wir uns danach schließlich wieder auf die Socken machen, übernehmen Gerhild und Willy die Verantwortung, dass der Platz, wie es sich gehört, in einwandfreiem Zustand wieder verlassen wird.
Am Rastplatz hatten wir, geländemäßig, den Tiefpunkt unserer Wanderung erreicht. Was bedeutet, von nun an geht‘s bergauf. Spätestens an dieser Stelle empfinde es sicherlich nicht nur ich als angenehm, dass es an diesem Tag nicht ganz so heiß ist. Auch wenn unser Weg insgesamt wohl recht gemächlich ansteigt, haben es einige kurze Stiche ganz schön in sich.
Da wird einem schließlich doch von selber warm.
Von Bernsdorf aus geht es wieder flach dahin. Der durch Wasserleitungsbau aufgegrabene und nicht besonders gut planierte Weg veranlasst uns aber, mal wieder direkt durch den Wald zu laufen.
Doch derartige Querfeldeinstrecken sind wir ja durchaus gewöhnt.
Das erst kürzlich von Mario Melle errichtete Häuschen, das als Schutz für die Bornwiesenquelle dient, ist allerdings mal was Neues. Also wird es bei dieser Gelegenheit gleich von einigen Mitgliedern unserer Wandergruppe ausgiebig inspiziert.
In Hoheneiche wendet sich dann die gesamte Gruppe außer Jürgen Breuer und mir der Gaststätte zu, um dort noch schön zu Abend zu speisen. Ich wende mich mit meinem Begleiter wieder der Heimat zu. Denn die nächste Wanderung kommt bestimmt.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer
September 2023