Harte Winter sind selten geworden in unseren Breiten. Wenn man hört, mit welchen Temperaturen die Leute nach dem Krieg fertig werden mussten, läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Doch jetzt, wo die Reihen der Kriegs- und Nachkriegsgeneration immer dünner besetzt sind, kann ich mich auch an meine eigene Kindheit und Jugend erinnern. Während der Jahre, in denen ich zur Schule ging, gehörten Skier bei unserer Freizeitgestaltung im Winter zur Standartausrüstung. Solche Möglichkeiten blieben unseren Kindern und Enkeln in den letzten Jahrzehnten oftmals verwehrt. Minustemperaturen und Schneefälle, die sich von November bis März nahezu ununterbrochen hinzogen, hat es schon lange nicht mehr gegeben. Ganz gleich, wo die Ursachen für diese Entwicklung auch liegen mögen.
Andererseits kann ich jedoch feststellen, Winter ganz ohne Schnee hatten wir in unserer Höhenlage bisher noch nicht zu verzeichnen. Nachdem zum Jahresende 2022 nur wenige Anzeichen winterlicher Wetterbedingungen zu spüren waren, setzte kurz nach Mitte Januar 2023 dann doch spürbarer Schneefall ein. Gepaart mit halbwegs frostigen Temperaturen blieb uns die weiße Pracht auch eine ganze Zeit erhalten. Zumindest so lange, dass die Freiwillige Feuerwehr am 28. Januar um 15.00 Uhr zu ihrem traditionellen Schneefräsentreffen aufrufen konnte.
Aus einer Schnapsidee (im wahrsten Sinne des Wortes) heraus vor vielen Jahren ins Leben gerufen, ist diese Veranstaltung inzwischen tatsächlich zu einem alljährlichen Brauchtum gewachsen. Das natürlich stark wetterabhängig ist. Doch soweit ich mich erinnere, gab es noch nicht viele Jahre, an denen dieser Gaudi wegen Schneemangels ausfallen musste.
Dieses Jahr war die Wetterlage dem Anlass entsprechend sogar ganz ausgezeichnet. Leichter Dauerfrost seit etwa 2 Wochen und vereinzelte Schneefälle während dieser Zeit hatten tatsächlich ganz hervorragende Bedingungen geschaffen. Hinzu kam, dass aufgefrorener Nebel Bäume und Landschaft mit einer zusätzlichen Zuckerschicht zierte.
Ich betrat also, gemeinsam mit Mike Steiner und dessen aufgemotzter Schneefräsenrennsemmel, gegen 15.00 Uhr die Arena. Wir waren nicht die Ersten. Sowohl Rennteilnehmer, wie auch einiges Publikum hatten sich schon eingefunden. Bernd Liebners Glühweinstand war bereits heiß gelaufen und versorgte die Leute mit schmackhaftem Heizmaterial. Die Wiener im Topf brauchten noch eine Weile, kamen aber später noch rechtzeitig zum Einsatz. Im Verlaufe des berühmten akademischen Viertels trafen schließlich weitere Schneefräsen samt ihrer Piloten und auch Gäste an der Rennbahn ein. So kam am Ende ein ansehnliches Häufchen Schaulustiger und auch ein beachtliches Starterfeld zusammen.
Der Start zu einem Schneefräsenrennen findet seit seiner Erfindung standesgemäß in aller Ruhe statt. Die Motoren werden angelassen und schön langsam und mit Bedacht setzt sich ein Fahrzeug nach dem anderen in Bewegung. Das Charakteristische an einem solchen Rennen ist schließlich, dass die Boliden alle im gleichen Schneckentempo vorwärtsstreben. Bei diesem Sport geht es tatsächlich nicht um Sieg und Niederlage, sondern hier ist die Teilnahme wirklich das Entscheidende. Dabei geht es letztendlich noch darum, möglichst hohe oder weite Schneefontänen in die Luft zu blasen. Bei sonnigem Wetter ergibt das ein herrliches Schimmern und Glitzern der Schneekristalle.
An Sonne fehlte es dieses Mal allerdings gänzlich. Trotzdem ergab sich ein prächtiges Bild, als der pulverisierte Schnee aus all den Maschinen hoch in die Luft stiebte.
Kein Wunder, dass die Menschen am Rande zu ihren Handys griffen, um das Wunderwerk fotografisch oder filmisch festzuhalten. Ich mit meiner Kamera natürlich mittendrin. Allein dafür lohnt sich schon der Weg. Leider musste ich wegen anderer Termine den Schauplatz vorzeitig verlassen. Doch ich bin überzeugt, dass es an diesem Nachmittag auch ohne mich noch viel Spaß und Gaudi gab.
Und so gilt auch dieses Jahr wieder unser Dank allen, die zum guten Gelingen dieses Schneefräsenrennens beitrugen.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer
Januar 2023