Dass die Deutschen ein Volk von Biertrinkern sind, ist sicherlich vielen bekannt. Dabei ist der Verbrauch pro Kopf recht unterschiedlich. Ich persönlich bin schon nach dem zweiten halben Liter ziemlich angeschlagen. Da gibt es Leute, die vertragen entschieden mehr. Viele Deutsche greifen auch mal zu einer Flasche Wein oder noch härteren Drogen. Aufgrund des höheren Alkoholgehaltes ist der Verbrauch in diesen Fällen aber wohl entsprechend niedriger. Wann genau das mit der Sauferei angefangen hat, in unseren Breiten, wird keiner so ganz genau wissen. Es liegt aber bestimmt schon -zig Jahrhunderte zurück. Dass Menschen damit anfingen, die Gastronomie zu ihrer Profission zu machen, ist wahrscheinlich noch nicht ganz so lange her.
Laut der Recherchen, die Dr. Uli Knopf zu dem Thema anstellte, gehörte in Saalfeld bereits im 16. Jahrhundert eine, wie auch immer geartete, Gastronomie zum Stadtbild. Sein Wissen darüber teilte Uli uns in einem Vortrag am Abend des 11. November mit.
Jetzt im Nachhinein überlege ich, ob das im 16. Jahrhundert wohl tatsächlich die ersten Ursprünge waren, oder ob sich eine frühere Entwicklung noch weiter zurück womöglich nicht zweifelsfrei nachvollziehen lässt. Nichts desto trotz waren die Erkenntnisse, die Uli in dieser Frage erworben hat, durchaus sehr interessant.
Als ich kurz vor 19.00 Uhr das Vereinshaus betrat, hatte Uli seine Vorführtechnik bereits aufgebaut und eingeschaltet. Die Zahl der Gäste hielt sich noch sehr in Grenzen. Doch in den kommenden Minuten änderte sich das Schlag auf Schlag.
Als schließlich der Saal schon gut gefüllt war, kündigte unser Vereinsvorsitzender, Haiko Jakob, telefonisch eine kurze Verspätung an. Die Verzögerung hielt sich allerdings in einem erträglichen Rahmen.
Unmittelbar nach seiner Ankunft übernahm Haiko die Begrüßung des Publikums, wünschte allen einen angenehmen Abend und übergab schließlich das Wort an unseren Referenten.
Uli übernahm dankend und kündigte an, dass in seinem Vortrag die Bilder für sich sprechen würden und er selbst deshalb gar nicht so viel erzählen müsste. Dies bestätigte sich meiner Ansicht nach aber doch nur teilweise, denn ohne Ulis Kommentierung hätten die durchaus sehr interessanten und eindrucksvollen Bilder ihre Zuschauer wohl doch recht hilflos zurückgelassen.
Wie Uli uns eingangs wissen ließ, hatte er sich für eine Sortierung der des Themas entsprechenden Objekte nach Standorten entschieden, da eine chronologische Anordnung wohl ziemlich verwirrend ausgefallen wäre. Wir nahmen sein Argument zur Kenntnis und akzeptierten widerspruchlos die von Uli gewählte Systematik. Ich gehe heute davon aus, ohne es wirklich zweifelsfrei einschätzen zu können, dass seine Entscheidung richtig war.
Über die Verhältnisse im finsteren Mittelalter ließ Uli nicht allzu viel verlautbaren. Dass es zu dieser Zeit schon Wirtshäuser gab, hatten wir bereits erfahren. Über deren Ausstattung oder das Speisen- und Getränkeangebot wurde indessen nichts bekannt. Ich nehme an, die Aufzeichnungen, die sich dazu in den Archiven finden, werden eine punktgenaue Beschreibung wohl kaum zulassen. Ab Ende des 18. Jahrhunderts lässt sich dann teilweise zumindest nachvollziehen, ob sich die Etablissements auf der Grundlage von Metzgereien oder Bäckereien entwickelten. Und vor allem zeichnet sich im Laufe der Zeit immer deutlicher ab, wer die Betreiber der ansässigen Gastronomie waren. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass der Bruder des Mauxion – Gründers Ernst Hüther sich Anfang des 20. Jahrhunderts recht emsig im Gastgewerbe zu schaffen machte. Mit teilweise wohl auch ziemlich gutem Erfolg.
Was mir besonders erwähnenswert vorkam, ist die Tatsache, dass es in den besten Zeiten über viele Jahrzehnte hin fast 60 Hotels und Kneipen gleichzeitig in Saalfeld gab. Wie viele es heute noch sind, ging in Ulis Bericht wahrscheinlich ein bisschen unter. Oder ich habe an der Stelle womöglich auch gerade nicht richtig aufgepasst.
Insgesamt möchte ich Uli bestätigen, ein sehr interessantes und prägendes Kapitel der Saalfelder Stadtgeschichte aufgegriffen zu haben. Entsprechend erntete er am Ende seiner Ausführungen von seinem Publikum einen wohlverdienten, herzlichen Applaus.
Wie fast immer bei solchen Anlässen, bot sich im Anschluss noch die Gelegenheit, in lockerer Runde zusammenzusitzen und bei einem Bierchen oder einem Gläschen Wein den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Diese wurde natürlich genutzt und so löste sich die Runde erst zu später Stunde auf. Und belehrt mit neuem Wissen über die alten Kneipen Saalfelds zogen sich die letzten Gäste der abendlichen Veranstaltung in ihre heimischen vier Wände zurück.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer
November 2022