Am 30. April war es wieder einmal so weit. Der Heimatverein hatte unsere Wickersdorfer dazu aufgerufen, das Ortsbild den heranziehenden Frühlings- und Sommermonaten anzugleichen. Wie immer und überall war der Winter mit Schnee und Kälte auch an unserem beschaulichen Heimatort nicht ganz spurlos vorübergegangen. Den Erwartungen entsprechend erschienen zum festgelegten Termin auch zahlreich Bürgerinnen und Bürger, um sich an den notwendigen Maßnahmen zu beteiligen.
Die Wickersdorfer Bäckerburschen, Haiko Jakob und ich, waren zur selben Zeit bereits damit beschäftigt, im Backhaus für die fleißigen Helfer im Außenrevier frisches Brot für eine zünftige Abschlussmahlzeit herzustellen. Zwar war in der Einladung noch von Erbsensuppe mit Wienern die Rede gewesen, doch diesen Plan hatte man kurzerhand revidiert. Die parallel laufende Backaktion bot schließlich ideale Voraussetzungen für diese Planänderung.
Mir als Backofenvorheizer boten sich dabei sogar beste Bedingungen, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Da sich am Freitagabend die monatlich spielende Doppelkopfrunde getroffen hatte, zu der zu meinem großen Glück auch ich gehöre, konnte ich einen wesentlichen Teil meiner Heizleistung direkt vom Vereinshaus aus erledigen. Diesen Vorteil nutzend, brachte ich also im Laufe der Nacht unser Öfchen auf eine gut brauchbare Temperatur. Darin liegt ja schließlich jedes Mal eine ganz wesentliche Voraussetzung für gutes und schmackhaftes Brot. Die Meinungen gehen an dieser Stelle ja hin und wieder ein wenig auseinander, aber ich gebe ehrlich zu, selbst persönlich mit dem Ergebnis unserer Backaktion diesmal sehr zufrieden gewesen zu sein. Ich wurde dann beim Essen auch von vielen Seiten in meiner Meinung bestätigt.
Während also Haiko und ich in unserem Backhaus dabei waren, handwerkliche Höchstleistung abzuliefern, liefen draußen die Arbeiten zur allgemeinen Verschönerung unseres Ortsbildes ab. Selbstverständlich muss gesagt werden, dass auch an dieser Stelle mit dem entsprechenden Ernst und vollem Elan vorgegangen wurde. Ich will nicht verschweigen, dass es dabei wohl auch zu einzelnen Meinungsverschiedenheiten kam. Soweit mir bekannt ist, wurden diese allerdings im Rahmen vernünftigen Gedankenaustausches beigelegt. So, wie es sich für zivilisierte Menschen gehört.
Wie es solcherlei Maßnahmen für gewöhnlich an sich haben, waren an diesem Tag mehrere verschiedene Baustellen eingerichtet. Der Winter hatte seine unangenehm schmutzigen Spuren gut verteilt. An anderen Stellen sorgte der einsetzende Frühling bereits für wild wuchernden Rasen und prächtig sprießendes Unkraut. Alles in Allem kein schöner Anblick für das menschliche Auge. Doch mit Fleiß und Enthusiasmus rückte eine entschlossene Truppe dem weit verbreiteten Übel zu Leibe. Am Ende erstrahlte das Umfeld des Vereinshauses in neuem Glanz. Und im Regal der Backstube lagen die Laibe von frischem Brot, knusprig, goldbraun, da musste einem das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Diese prächtigen Brote sollten nun am Ende den Hunger unserer fleißigen Dorfverschönerer stillen. So zerschnitt ich sie in Scheiben. Sylvi Harbich, Kerstin Leuze, Sandra und Lucy Freyer belegten diese appetitlich mit Wurst und Käse. Wunderbar anzuschauen wurden sie schließlich unseren hungrigen Arbeitern bei sehr freundlichem Frühlingswetter im Freien serviert. Auf diese Weise fand unser Arbeitseinsatz ein für alle Beteiligten erfolgreiches Ende.
Schluss war damit für diesen Tag aber noch lange nicht. Von alters her ist es in Wickersdorf Brauch, dass am Ende des 30. April eine schlanke Fichte ihre grüne Krone als Maibaum in den Himmel reckt. So sollte es freilich auch dieses Jahr wieder sein. Dank der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr sahen wir diese erlesene Tradition natürlich in den zuverlässigsten Händen. Ein beeindruckender Kraftakt ist es allemal, einen, was weiß ich, 7 oder 8 Meter langen Baum aufzurichten.
Einem solchen Ereignis darf selbstverständlich auch das Wickersdorfer Publikum nicht mit leerem Magen beiwohnen. Deshalb hatten Bernd Liebner und Gerd Rosenbusch gegen 17.00 Uhr ihren Rost in Bereitschaft gebracht.
Als gegen 18.00 Uhr endlich der Baum ins Dorf gefahren kam und professionell geschmückt und aufgestellt wurde, waren ernährungstechnisch die meisten Zeugen bereits mit einer ordentlichen Grundlage versorgt. Was sich auch immer sehr positiv auf die Stimmung beim Anfeuern der Aufsteller auswirkt. Sie haben es mit einem ordentlichen Applaus von den Rängen her nur halb so schwer. Kein Wunder also, dass schon bald ein wunderschöner Maibaum das Zentrum unseres erst am Vormittag frisch aufgeräumten Dorfplatzes schmückte. Was man nun verschiedentlich erst recht als Anlass zum Feiern ansehen konnte. Mit einem zünftigen Lagerfeuer zum Beispiel.
Dieses war im Vorfeld auf dem entsprechenden Platz bereits aufgeschichtet worden. Nun musste im Prinzip nur noch die Getränke- und Nahrungsversorgung dorthin umgesetzt werden und der Abend konnte seinen weiteren heiteren Verlauf nehmen.
Erfahrungsgemäß wird unser Lagerfeuerplatz abends um diese Jahreszeit selbst bei schönstem Wetter oft von einer recht frischen Brise umweht.
Eine ganze Menge Leute sind da nicht so empfindlich. Mir persönlich, als sehr wärmeliebenden Menschen, kommt die dem Feuer abgewandte Seite meines Revuekörpers bei derartigen Bedingungen aber meist ziemlich unterkühlt vor. Nicht selten ziehe ich mich deshalb von solchen Veranstaltungen schweren Herzens, aber bereits deutlich vor dem offiziellen Ende, in die Wärme der eigenen 4 Wände zurück. Was in der Regel alle anderen nicht vom weiter Feiern abhält.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer
Mai 2022 Fotos: Haiko Jakob, Eddy Bleyer