Einfach nicht langweilig

Einfach nicht langweilig

Für den 14. März 2020 hatte ich unsere Mitglieder eingeladen, eine der kurzweiligsten Veranstaltungen zu besuchen, die unser Verein seit vielen Jahren auf dem Programm hat. Einen Vortrag von Heinz Wagner über den Weinanbau an der Mosel. Obwohl wir – wie es im Fernsehen so schön heißt – dieses Format schon seit fast unendlichen Zeiten unterstützen, wird es einfach nicht langweilig. Vor 2 Jahren mussten wir es dann letztendlich trotzdem absagen. Unsere Regierung hatte die nahezu alles verbietenden Coronaregeln erlassen. Und eben dieser Vortrag war unsere erste Veranstaltung, die derentwegen ausfallen musste. Danach ging nichts mehr, was sich innerhalb von vier Wänden hätte abspielen sollen.

Nun, im Frühjahr 2022, scheint der Beginn einer neuen Ära bevorzustehen. Trotz immer noch steigender Infektionszahlen werden die Regeln schrittweise zurück genommen. Verstehe das, wer wolle … die Menschen empfinden den abnehmenden Druck auf jeden Fall als wahren Segen.

Wobei – es mag da auch Ausnahmen geben?!

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Der Heimatverein jedoch wendet sich jetzt der neuen Zeit und den wieder bestehenden Möglichkeiten zu. Und siehe da, die erste Veranstaltung, mit der wir die frisch erlangte Freiheit einläuten können, ist ein Vortrag über den Weinanbau an der Mosel. Genau kann man es ja nie wissen, aber ich bin fast geneigt, das als ein gutes Omen zu nehmen. Das Erste, was uns die Coronaregeln verwehrten, können wir nun als Einstand in die Zeit danach genießen.

Am 26. März also, fast genau zwei Jahre nach dem Lockdown, soll es wieder losgehen mit unserer Vereinsarbeit.

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Mein erster Eindruck – Karin und Heinz Wagner aus Starkenburg an der Mosel scheinen in den 3 Jahren, seit wir uns nicht mehr begegnet sind, gar nicht älter geworden zu sein. Vor einigen Jahren hatte Heinz ja schon mal die Einstellung seines Formates aus Altersgründen angekündigt. Diese Entscheidung hatte er allerdings bereits das Jahr darauf wieder revidiert. Und nun – wie es scheint, können weder zunehmendes Alter noch Corona den beiden Hauptakteuren ihrer Vortragsreihe etwas anhaben.

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Woran das wohl liegen mag? Ich wage es natürlich nicht, es dem guten Moselwein zuzuschreiben, den die Familie Wagner ja lebenslang und unerschöpflich zu ihrer uneingeschränkten Verfügung hatte. Allerdings will ich aber auch nicht behaupten, dass es damit womöglich nicht doch irgendwas zu tun haben könnte.

Was bei meiner Ankunft im Vereinshaus nicht zu übersehen ist, dass offensichtlich nicht nur ich hocherfreut darüber bin, die beiden so frisch, gesund und munter wieder zu sehen. Während Karin in der Küche kleine Häppchen für den bevorstehenden Abend zubereitet, hat Heinz damit zu tun, in den Reihen der bereits zahlreich erschienenen Gäste Hände zu schütteln. Wobei in den Gesichtern freudigste Erregung über das lang ersehnte Wiedersehen zu lesen ist.

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Mit den 7 G – Regeln des Heimatvereins stimmt uns der Vorstandsvorsitzende, Haiko Jakob, auf den zu erwartenden Vortrag ein. Im krassen Gegensatz zu den 2 und 3 G – Regeln des Bundesgesundheitsministers sind sie freilich nur eine etwas scherzhafte Anleitung für das Verhalten der Zuhörer während des Vortrages. Wie sich später erwartungsgemäß herausstellt, wird sich das belustigte Publikum auch nur sehr oberflächlich an das vorliegende Regelwerk halten.

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Eher ein bisschen emotional fallen die ersten Sätze von Heinz aus, nachdem Haiko ihm das Wort übergeben hat. Heinz sucht nach Worten des Dankes an die Anwesenden dafür, dass sie der Firma und damit auch der Familie Wagner in den vergangenen Jahren trotz erschwerter Bedingungen als Kundschaft die Treue hielten. Ein leichtes, kaum wahrnehmbares Zittern in seiner Stimme lässt ahnen, dass es Heinz mit seinem Dank wirklich sehr ernst ist.

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Nun ist es natürlich nicht diese melancholische Ader, mit der Heinz seine Zuhörer seit Jahren immer wieder bei seinen Vorträgen in seinen Bann zieht. Heinz‘ Stil ist mehr so die lässig, humorige Art. Dazu geht er, nachdem er sich bedankt hat, nahezu nahtlos über. Und hat damit freilich auch bald die Begeisterung des Publikums auf seiner Seite.

Dazu gehört aber auch, während Heinz über die Höhen und Tiefen, die schönen und die schweren Seiten des Weinanbaus an der Mosel referiert, lässt er seine Zuhörer natürlich nicht auf dem Trockenen sitzen.

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Wie die gute Seele der Veranstaltung schwebt Karin, seine Angetraute, förmlich durch die Reihen der gespannt Lauschenden und gießt ihren Gästen ein, was das schwere Handwerk des Winzers in den letzten Monaten an edlen Tropfen so hervorgebracht. Da die Zahl der Gäste groß ist und damit niemandes Glas über Gebühr lang leer bleibe, wird sie hier bei uns von Uli Knopf in ihrem verantwortungsvollen Amt unterstützt.

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Dass die Tropfen der Familie Wagner tatsächlich von edlem Charakter sind, merkt bald jeder, wenn der köstliche Rebensaft den Gaumen umspült. So ist es am Ende nicht nur Heinz‘ fidele Erzählweise, sondern natürlich auch der Geist des Weines, der die Stimmung im Publikum von Glas zu Gläschen immer weiter wachsen lässt. Gute Laune herrscht so im weiten Rund, bis Karin und Heinz zu später Stunde sich zur Nachtruhe begeben wollen und sich verabschieden.

Wein steht noch genügend auf den Tischen und in der Küche, so dass die angeheiterte Menge noch tüchtig zulangen kann. Für manch einen kommt deshalb auch das Signal zum allgemeinen Aufbruch viel zu plötzlich. Wie eine alte Weisheit schon sagt: „Man soll aufhören, wenn es gerade am schönsten ist“.

Es war ein herrlicher, vergnüglicher Abend, für den wir uns ganz herzlich bei den Wagners bedanken.

Heimatverein Wickersdorf e.V.                                                      Eddy Bleyer

 

März 2022                                                      Fotos: Haiko Jakob; Eddy Bleyer

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