Wie ich ja schon in meinem letzten Tatsachenbericht erwähnte, sind Rentner diejenigen, die die meiste Zeit von allen Leuten haben. Viele behaupten zwar, nie Zeit zu haben, aber bei genauer Betrachtung könnten eventuell Zweifel an dieser These aufkommen. Hier in Wickersdorf entsteht sogar manchmal ein bisschen der Eindruck, als wenn unsere Senioren ein regelrecht feiersüchtiges Völkchens seien.
Da waren die alten Leute doch erst am 12. Dezember 2024 von der Leitung der Lebensgemeinschaft zu einer netten, kleinen Adventsfeier eingeladen. Die Beteiligung war gar nicht mal so schlecht. Ich berichtete darüber.
Aber Rentner wie die wickersdorfer sagen sich da: „Ach, was solls. Wir haben doch Zeit. Wir machen noch eine Adventsfeier … auf eigene Kappe.“
So, wie sie sich das sagten, wurde es auch beschlossen. Am 18. Dezember 2024 findet eine weitere Adventsfeier statt.
Diesmal aber an dem Ort, an dem unsere üblichen monatlichen Rentnertreffs stattfinden – im Vereinszimmer des Heimatvereins. So weit, so gut!
Was uns erwartete, war aber noch besser. Allein die Deko schlug sämtliche Superlativen. In drei von vier Ecken leuchtete glitzernd je ein Weihnachtsbaum. Schon dadurch dürfte der Charakter der Feierlichkeit hinreichend manifestiert worden sein. Doch war das noch längst nicht alles. Im Innenbereich der kreisförmigen Tafel waren großflächig Tannenzweige ausgebreitet, zwischen denen zahlreiche Kerzen brannten.
Ein ganz wunderbar weihnachtlicher Anblick. Das Kaffeegeschirr war bereits aufgelegt und als ich kam, saßen auch bereits ein paar Gäste an den Tischen. Es dauerte allerdings nicht allzu lange, bis sich alle erwarteten Teilnehmer eingefunden hatten. Mit deren Anwesenheit gingen wir dann auch schon spontan zum ersten Festakt über – dem Kaffeetrinken. Wie bei uns üblich, gab es da natürlich keinen Kuchen einfach so vom Bäcker oder gar aus irgendeinem Supermarkt. Nein! Alles schön selbst gebacken. Federführend auf diesem Gebiet ist ja grundsätzlich unsere Ingrid. Gerhild, Undine oder Carola greifen ihr manchmal ein bisschen helfend unter die Arme. Das Ergebnis fällt ebenso grundsätzlich stets herausragend aus. Alle sind begeistert. Einzige Ausnahme … ich! Aber man kennt das schon. Ich habe immer und an jedem etwas auszusetzen. Diesmal waren es die Granberrys. Ich muss meiner lieben Ingrid allerdings zugutehalten – sie hat immer eine Ausweichmöglichkeit für mich parat. So natürlich auch dieses Mal. Die Folge – Kaffee und Kuchen waren wieder eine ganz hochgenüssliche Angelegenheit. Ausnahmslos.
Was dann passierte, musste einfach irgendwann einmal passieren.
Ingrid wurde von uns Rentnern ja vor bereits geraumer Zeit nach Erfurter Vorbild mit der Wickersdorfer Rose ausgezeichnet. In Erfurt, wie auch bei uns, ein Zeichen allerstärksten Dankes, allerhöchster Hochachtung und allergrößten Respektes für andauernd hervorragende Leistung bei der Umsorgung seiner Mitmenschen.
Für unsere Ingrid ist das lange nicht genug der Ehre, fand Uli. Ich gehe davon aus, alle Anwesenden schlossen sich uneingeschränkt dieser Meinung an. Deshalb sann Uli auf Mittel, die nachdrücklicher den wahren Wert von Ingrids Unermüdlichkeit bei den Vorbereitungen unserer Rentnernachmittage zum Ausdruck bringen sollten. Und er wurde fündig. Eine Ehrung, wie sie wahrlich nicht jedem zuteilwerden kann.
„Die Wickersdorfer Rose am Bande“
Nun mag es sein, dass der materielle Wert dieser Auszeichnung nicht ganz an das Bundesverdienstkreuz herankommt, ihr ideeller Wert ist aber dafür nahezu unermesslich.
Wir hoffen also nun, dass Ingrid uns noch lange erhalten bleibt und uns alte Leute weiter so emsig verwöhnt. Mit einem Tankgutschein an Ingrids Gemahl Willy wurde die Auszeichnung ergänzt. Damit auch er in Zukunft die für unsere Versorgung anfallenden Kilometer nicht scheuen möge.
Nach diesem feierlichen Festakt trat dann erstmal Ruhe ein. Soweit man Gespräche über nachlassenden Gesundheitszustand und andere eher belanglose Umständlichkeiten als Ruhe bezeichnen kann. Ich weiß nicht mehr genau, aber der Gesundheitszustand war an diesem Nachmittag, wenn ich mich recht entsinne, doch nicht so das Thema.
Die vermeintliche Ruhe im Festsaal ließ in diesen Momenten aber nicht einmal ahnen, was sich mittlerweile in der Küche abspielte.
Hier kommen die weiter vorn erwähnten helfenden Hände ins Spiel. Die griffen zu diesem späteren Zeitpunkt nämlich, unbemerkt von uns an der Tafel Schwofenden, fest ineinander. Soweit es die räumliche Enge unserer kleinen Küche zuließ. Dort wurde eine Überraschung vorbereitet, von der im Saal mit Sicherheit nicht mal einer zu träumen wagte.
Rinderroulade mit Thüringer Klößen – würde in der Speisekarte eines Restaurants stehen.
Als Carola begann, das Abendessen zu servieren, blieb zumindest mir im ersten Moment mal die Spucke weg. Und ich könnte mir gut vorstellen, dass es nicht nur mir allein so ging. Eine sehr angenehme Überraschung … und gelungen noch dazu. So delikat, wie es aussah, schmeckte es auch. Es ist mit Worten kaum zu beschreiben. Wer nicht dabei war, kann es sich wahrscheinlich auch nicht vorstellen.
Was soll man also noch sagen? Wir hatten schon viele Rentneradventfeiern. Aber ein solches Format waren wir bisher nicht gewöhnt. Ich weiß tatsächlich kaum, wie man sich bei allen bedanken kann, die an dieser Aktion mitgewirkt haben. Ich tue es einfach von ganzem Herzen. Und, obwohl ich meine christlichen Ansichten aus Berichten dieser Art eigentlich ziemlich konsequent heraushalte, möchte ich an dieser Stelle ausnahmsweise noch einfügen.
Lasst uns Gott danken, dass wir so etwas Schönes erleben durften.
Heimatverein Wickersdorf e. V. Eddy Bleyer