Wenn ich mal alt bin

Wenn ich mal alt bin

Adventszeit. Ruhephase der Natur. Wenn die Tage kürzer, dunkler und kälter werden, scheint es, als würde alles um uns herum seinen Pulsschlag herunterfahren und in eine Art Winterschlaf verfallen. Häuser, mit Lichterketten und leuchtenden Sternen geschmückt, verbreiten dann eine heimelige Atmosphäre.

In den Häusern, wie zum Beispiel im Vereinshaus Wickersdorf, wird dann aber oftmals auch gewerkelt. Geschickte Hände binden Grünzeug zu Girlanden oder Kränzen, welche dann wiederum besonders dekorativen Zwecken dienen. In unserm Vereinshaus, muss ich sagen, werkelte es dieses Jahr zum ersten Mal.

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Da hatte sich Ingrid Müller einige fleißige Helferlein zusammengeholt, um für die Dauer der Adventszeit – Haiko drückte es in seiner kurzen Ansprache sehr treffend aus – unser Backhaus in ein Pfefferkuchenhaus zu verwandeln. Alles in allem waren noch Uli und Gerhild Knopf, Nancy und Kenin Rosenbusch, Marlies Meusinger, Undine Liebner und Roni Krabiell an dieser Dekoaktion beteiligt. Sie schafften es, dass unser Backhaus so strahlend wie noch nie seinen Platz in den dunklen Stunden der Nächte erfüllt.

Dieses spielt freilich schon viele Jahre eine zentrale Rolle, wenn die Adventszeit näherkommt. In den vielen Jahren vorher passierte es aus Termingründen immer schon am Samstag vor dem Totensonntag, heuer passte es nun endlich einmal genau am Tag vor dem ersten Advent, dass wir unsere Adventsstollen backen konnten.

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Womit wir – ich erfuhr es nur ganz am Rande – einen der Hauptakteure unserer Adventsvorbereitungen in Terminnot brachten. Reiner Rosenbusch hatte sich nämlich, weil nicht anders gewöhnt, den vorhergehenden Samstag dafür freigehalten, unseren Weihnachtsbaum auf dem Dreieck zum Leuchten zu bringen. Ein leider nicht sehr erfreuliches Beispiel, wie schnell die Informationskette auch in den Maschen des Heimatvereins reißen kann. Es zeigt allerdings auch, wie flexibel Leute wie Reiner, mit falschen oder unvollständigen Informationen umgehen können.

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Gut informiert war selbstverständlich das Team der Bäckerburschen. Kein Wunder, denn bei denen kommt es natürlich aufs Detail an, wenn Brot und Stollen von bester Qualität unter unseren Einwohnern verteilt werden soll. Diesbezüglich brauchen sich Haiko, Ludwig, Johann und ich wohl nicht zu verstecken. Langsam machen sich die jahrelangen Erfahrungen durchaus bemerkbar.

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Ohne uns wirklich übertrieben selbst loben zu wollen, kann ich an dieser Stelle wohl festhalten – die Zeit der verbrannten Brote ist vorbei.

Was ganz ohne Frage natürlich auch eine Frage der Temperatur ist, welche der Backofen aufweist, wenn die Backwaren hineingeschoben werden sollen.

Dass wir es so halten, den Backofen zur optimalen Hitzeverteilung eine ganze Nacht vorzuheizen, gab ich ja schon in zahlreichen Berichten darüber bekannt. Johanns Bereitschaft, sich dafür mitten in der Nacht mehrmals aus den Federn zu wälzen, könnte anderen 15 – Jährigen durchaus als gutes Beispiel dienen. Gleichzeitig schafft sich der junge Mann damit die Voraussetzungen, später das Amt des Backofenheizers zu übernehmen, wenn ich mal alt bin.

Morgens, kurz nach acht, war klar, dass wir perfekt geheizt hatten. So holten wir, Haiko und ich, also um neun 40 Brote von Bäcker Andy aus der Bäckerei der Lebensgemeinschaft ab. Diese lagen bereits schön geformt in ihren Backschüsseln. Eine Stunde sollten sie da noch aufgehen, bevor wir sie um zehn in den Ofen zu schieben gedachten. In der Zwischenzeit waren auch Ludwig und Johann aus Saalfeld zurück, wo sie den Stollenteig geholt und noch diverse Einkäufe getätigt hatten. Damit war alles bereit, den weiteren Ablauf nach Plan zu gestalten.

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Während wir in der Backstube unseren Aufgaben nachgingen, waren Ingrid und Roni im Außenbereich damit beschäftigt, dem Hexenhaus seine letzten Züge zu verpassen.

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Am Weihnachtsbaum war Reiners Transporter vorgefahren, ohne den unser Dorfelektriker wirklich nur selten aus dem Haus geht. Ehefrau Anja war, einesteils vielleicht so ein bisschen als Glücksbringer, andernteils aber auf jeden Fall als tatkräftige Unterstützung, mit angetreten.

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Die Vorbereitrungen für die Feierstunde am Abend liefen also auf vollen Touren.

Währenddessen bekamen wir es im Backhaus mit einem kleinen Problem zu tun.

Ludwig hatte ja Teig für 30 Stollen zu je 800g bestellt. Als wir diese schließlich geformt und auf unsere Backbleche verteilt hatten, war noch so viel Teig übrig, dass wir nicht umhinkamen, noch eine zweite Runde Stollen zu backen. Nun ist so etwas grundsätzlich kein allzu großes Drama, unseren für ungefähr 14.30 Uhr geplanten Feierabend konnten wir aber an dieser Stelle unzweifelhaft vergessen. So hängten wir also noch zwei Überstunden an und hatten dann dafür statt 30 -, 40 Stollen. Es blieb allerdings nun nicht mehr viel Zeit, uns noch ein bisschen auf das bevorstehende Event vorzubereiten. Aufgrund interner Feierlichkeiten unserer Feuerwehr hatten wir dieses von 18.00 auf 17.00 Uhr vorverlegt. Zusätzlich hatte sich Norbert Lang bereiterklärt, die Kameraden der FFw bei der Zubereitung des Glühweines zu ersetzen. Dabei verschätzte er sich allerdings ein wenig darin, wieviel Zeit das Zeug braucht, um heiß zu werden.

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Am Ende wurden aber alle Gäste noch ausreichend damit versorgt. Eine alkoholfreie Variante in Form von Kinderpunsch hatte Norbert natürlich auch im Angebot. Durch das Fenster des Hexenhäuschens verkaufte die junge Garde des Heimatvereins, bestehend aus Johann Patzer, Lucy und Henry Freyer, Stollen und Brote.

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Nach einigen Problemen mit dem Schloss der Bühne begann auch der Posaunenchor Hoheneiche fast pünktlich mit seinem Programm. Besonders für solche Festivitäten ist er nahezu der perfekte Klangkörper.

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Kurz vor 18.00 Uhr war es schließlich soweit. Haiko bat alle Anwesenden, sich am Backhaus zu versammeln. Der Posaunenchor hörte auf zu spielen und alle Gäste traten gemeinsam auf dem Vorplatz des Backhauses an. Mit einer kurzen Ansprache, mit der er auch nochmal allen Helfern und Mitstreitern dankte, leitete Haiko den Höhepunkt des Abends ein. Dann erstrahlte der Weihnachtsbaum hell und in bunten Farben. Das jährlich immer wiederkehrende Ahh und Ohh begrüßte ihn.

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Möge sein Leuchten in die Herzen der Menschen dringen und Frieden auf dieser Welt schaffen.

Heimatverein Wickersdorf e.V.                                                          Eddy Bleyer

Dezember 2024                              Fotos; Steffi Patzer, Haiko Jakob, Eddy Bleyer

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