Ehe man sich versieht, verabschiedet sich der Sommer von der Nordhälfte unserer Erdkugel. Ende September fällt das noch nicht so sehr auf, aber da sind die Nächte schon wieder länger als die Tage. Und oftmals gehen auch die Temperaturen schon merklich in den Keller. Trotzdem, mieses Wetter ist um diese Jahreszeit keinesfalls vorprogrammiert. Im sogenannten Altweibersommer kann es schon durchaus auch mal ein paar schöne Tage geben. So war es für uns Wickersdorfer Wanderer doch recht angenehm, dass am 29. September der Himmel nur relativ leicht bewölkt war und die Sonne doch für einige aufmunternde Lichtblicke sorgte. An diesem Tag war nämlich noch einmal eine Wanderung geplant. Und fand natürlich auch statt.
Freilich steht die Sonne Ende September nicht mehr so hoch wie im Juli und August. Was am Ende eine nicht mehr so intensive Wärmestrahlung mit sich bringt. Unser Wandertag war also, trotz des sonnigen Wetters, doch ziemlich kühl. Was einige unserer treuesten Wanderfreunde nicht davon abhielt, sich um 14.30 Uhr auf dem Dreieck zu treffen.
Von da aus starteten wir per Automobil in Richtung Leipziger Turm bei Schmiedefeld. Dort erreichten wir ohne Zwischenfälle den Rauhhügel und die dort stehende kleine Schutzhütte. Dort wollten wir uns mit Kaffee und Kuchen für die bevorstehende Wanderung erst einmal stärken. Die entsprechenden Utensilien wurden von Willy und Gerhild vor Ort gebracht, so dass unsere Stärkung genau nach Plan stattfinden konnte.
Im Anschluss daran gab Uli noch ein paar Erklärungen über die Bedeutung unseres Standortes und alsdann machten wir uns schließlich mit frischen Kräften auf den Weg. Dieser sollte uns zu unserem nächsten Ziel, der Kantorsecke bringen.
Was genau es damit auf sich hat, wusste auch Uli nicht so ganz genau. Zwar hätte er gern Pfr. Lange aus Reichmannsdorf zu diesem Thema befragt, konnte diesen aber letztendlich wohl nicht erreichen. So bleibt für uns die Bezeichnung Kantorsecke vorerst mit einem dicken Fragezeichen versehen.
Wozu die dort stehende Hütte genutzt wird, konnte ebenfalls nicht ermittelt werden. Dass sie wahrscheinlich irgendeinem Zwecke dient und das womöglich sogar ganzjährig, darauf lässt der auf dem Dach befindliche Schornstein schließen. Denn wo ein Schornstein ist, gibt es ja oftmals auch eine Heizgelegenheit. Während nun einige Mitglieder unserer Wandergruppe über den Sinn des Häuschens spekulierten, tat sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein weiteres Rätsel auf.
Da steht nämlich ein Wegweiser, an dem eine ganze Reihe durchaus sinnmachender Schilder mit entsprechenden Wanderzielen befestigt sind. Eines der Schilder fällt allerdings tatsächlich ein wenig aus dem Raster. Das durch eine Kombination aus Ziffern und Buchstaben erklärte Ziel müsste sich danach in einer Entfernung von 92 Metern befinden. Sollte sich da also wirklich etwas Sehenswertes befunden haben, war es zumindest für uns nicht besonders augenscheinlich.
Für die ein paar hundert Meter weiter stehende kolossale Fichte traf das nun wiederum gar nicht zu. Ein prasseldürres Holzgerippe, das da mutterseelenallein auf weiter Flur direkt am Wegrand steht. Augenfälliger geht es weiß Gott nicht mehr.
Wir ließen uns von der imposanten Gestalt natürlich nicht aufhalten und marschierten weiter. Außer ein paar ziemlich mickrigen Pfifferlingen begegnete uns vorerst nicht viel Beachtenswertes.
Doch dann, vielleicht 100 Meter oberhalb unseres Weges, stand mitten in einem Waldstück mit ziemlich dünnem Baumbestand eine Ruine. Der Beton machte von unserem Standpunkt aus einen noch recht massiven Eindruck. Das Alter – schlecht zu schätzen. Die plausibelste Erklärung hatte meiner Meinung nach Uli anzubieten. Es könnte sich um die obere Station einer Seilbahn handeln, mit der vor vielen Jahrzehnten einmal Eisenerz ins Tal befördert wurde.
Riesenschirmpilze in einer unglaublichen Menge erregten als nächstes unsere Aufmerksamkeit. Da sie auf einer Wiese standen, konnte man sie gut überschauen. Undine scheint eine besondere Liebhaberin dieser Pilze zu sein. Sie packte sich gleich mehrere Beutel voll. Andere nahmen nur mal ein Probierstück mit. Wie ich später hörte, hielt sich ihre Begeisterung in Grenzen. Ich selbst esse Schirmpilze auch sehr gern, hielt mich an dieser Stelle aber wegen mangelnder Transportkapazitäten zurück.
Nachdem wir wieder ein Stück gegangen waren, vernahm ich plötzlich ein seltsam surrendes Geräusch. Seltsam auch insofern, dass es so gar nicht zu den üblichen Hintergrundgeräuschen eines Waldes passte. Doch bald stellte sich heraus, was es war. Da hat doch tatsächlich jemand dort oben eine Seilrutsche zwischen zwei Bäumen installiert. Kenin nahm sich die Freiheit, sie einmal auszuprobieren, was diesen völlig walduntypischen Klang erzeugte.
Von hier aus waren es dann wirklich nur noch ein paar Meter, bis wir am Leipziger Turm ankamen. Uli gab ein paar technische Daten bekannt und man tauschte sich aus, wer was über den neuen Besitzer wusste. Soviel ich der Diskussion entnehmen konnte, steht eine Wiedereröffnung als gastronomische Einrichtung in absehbarer Zeit bevor.
In diesem Moment trennte uns eine noch absehbarere Zeit vom Besuch einer bereits existierenden gastronomischen Einrichtung. Uli hatte nämlich Plätze im „Gasthaus zum Kleeberg“ in der Lichte für uns reserviert. Wir erreichten die Lokalität mit unseren Autos schnell und unkompliziert. Ebenso ging es auch mit der Versorgung in der Gaststätte voran. Hier in der Region ist sie durchaus als ein Haus mit guten Manieren und gutem Essen bekannt. Und grundsätzlich würde ich das auch nach unserem Besuch bestätigen.
Woran es nun lag, dass zwei Personen mit ihrem Essen nicht so ganz zufrieden waren, kann ich an dieser Stelle nicht auflösen. Verhungert ist schließlich niemand.
Unser Wandertag ansich war aber eine sehr angenehme Herbstveranstaltung.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer
September 2024