Die Veranstaltung, um die es hier geht, muss man zumindest insofern unserem Heimatverein zurechnen, dass alle geladenen Gäste ausnahmslos Mitglieder unseres Vereines sind.
Gekommen war die Einladung von der Lebensgemeinschaft Wickersdorf, deren Chef (ich lasse die juristisch korrekte Amtsbezeichnung aus verschiedenen Gründen hier jetzt absichtlich mal weg), Haiko Jakob, ja auch der Vorstandsvorsitzende des Heimatvereins ist. Womit dann rein formell der Kreis wieder geschlossen wäre.
Seit Haiko den Chefposten übernahm, hat sich durchaus einiges in der LG getan. Vieles davon natürlich auch im positiven Sinne. Und es gibt weitere Pläne. Über den momentanen Stand wollte Haiko uns informieren. „Uns“ waren in diesem Fall die Rentner des Heimatvereins. Da Rentner ja immer Zeit haben, war der Termin, Mittwoch, der 14.08., vormittags um 10.00 Uhr, absolut unbedenklich. Dem Rechnung tragend zeigte sich auch ein entsprechend großes Interesse. Grob gerechnet würde ich sagen, dass etwa 90% der geladenen Gäste der Einladung folgten.
Sehr gut sah es auch mit der Pünktlichkeit aus. Nur Wilhelm Otto schaffte es nicht ganz pünktlich. Zu seiner Ehrenrettung muss man allerdings sagen, dass er seit dem Vorabend an einem ausgesprochen unangenehmen Schmerz in der Ferse litt. Seine Entschuldigung wurde angenommen, zumal er das sogenannte akademische Viertel nicht überschritten hatte.
Da an diesem Tag schon zu früher Stunde eine recht beträchtliche Temperatur herrschte, zogen wir uns auf ein schattiges Plätzchen zurück und Haiko konnte sich mit sehr geringer Verspätung seinen Ausführungen widmen. Man muss ihm lassen, dass er dabei durchaus tief ins Detail ging. Das will ich hier an dieser Stelle lieber nicht tun. Die Gestaltung des Außenbereiches im gesamten Gelände spricht ohnehin für sich. Der Straßenbau und das Arrangement der Grünanlagen haben das Erscheinungsbild absolut zum Besten geändert. Was das angeht, hat sich die LG in den letzten Monaten tatsächlich in eine richtige Wohlfühloase verwandelt.
Welch zermürbender Bürokratiekram zur Realisierung des Ganzen erledigt werden musste, hörte sich erschreckend an. Ein unüberschaubarer Wulst von Anträgen und Genehmigungen stellt sich denen in den Weg, die sich an solche Aufgaben herantrauen. Zumal viele der Beamten, an denen man in solchen Fällen vorbei muss, sich extra breit machen und, wo möglich, sich auch noch mutwillig quer stellen. Leider ist es in unserem Land so, dass Menschen, die Veränderung zum Guten anstreben, keineswegs immer von den entsprechend verantwortlichen staatlichen Behörden beim Erreichen ihrer Ziele auch unterstützt werden. Insofern denke ich, verdient es durchaus beachtlicher Anerkennung, was Haiko da in den letzten Monaten aus dem Boden gestampft hat.
Nachdem wir nun über die Sachlage im Außenbereich der LG ausführlich informiert waren, wendeten wir uns dem Lundhaus zu. Hier konnten wir in Augenschein nehmen, wie die betreuten Menschen in der LG wohnen. Da zur Zeit unseres Besuches niemand zu Hause war, konnten wir alle den betreuten Menschen zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten ungestört betreten und uns in Ruhe umschauen. Im Phoenixhaus fanden wir dann Andre, den Chef des Hauses und eine Köchin vor. Sie waren gerade dabei, das Mittagessen vorzubereiten. Andre erzählte uns, dass das Zusammenleben im Großen und Ganzen recht harmonisch ablaufe. Weder mit den zu betreuenden Menschen, noch unter den Mitarbeitern gäbe es nennenswerte Probleme.
Eine ähnliche Einschätzung gab später auch Martin ab.
Er trägt nicht nur die Verantwortung in der Schreinerei, sondern hat auch die Werkstattleitung für die gesamte Gemeinschaft übernommen. Momentan befindet er sich noch in Qualifizierung und wird als Kandidat für den Geschäftsführerposten geführt, wenn Haiko später mal in Rente geht. Mit den Erzeugnissen aus der Schreinerei hat sich die LG eine recht gute und sichere Einnahmequelle geschaffen.
Dasselbe gilt auch für die Töpferei, die wir anschließend besuchten.
Werkstattleiterin Karin gab uns einen interessanten Einblick über die Methodik des Töpferns und die Rolle, die die betreuten Menschen dabei übernehmen können. Eine ansehnliche Produktpallette von Deko-, aber auch Gebrauchskeramik wird hier mit deren Hilfe hergestellt.
Für uns stand nach der Töpferei das Mittagessen auf dem Plan.
Mit Rostbratwürsten und Pizza wurden wir bestens versorgt. Sehr schmackhaft und auch in ausreichender Menge vorhanden, so, dass wir uns ordentlich satt essen konnten. Gute Voraussetzungen dafür, uns auf die Präsentation der Baupläne für das Haus zu konzentrieren, das in absehbarer Zeit den Gebäudekomplex der LG komplettieren soll. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass zum Schluss der Mittagspause jede Familie noch ein Brot geschenkt bekam.
Im Förderbereich, der letzten Station unserer Führung, kümmert man sich um Menschen mit schwersten gesundheitlichen Einschränkungen. Silke, die hier arbeitet, sprach über die Herausforderungen, die diese Arbeit mit sich bringt. Wie sie meinte, hat die Lebensgemeinschaft aber gute Voraussetzungen für eine so schwierige Aufgabe geschaffen. Haiko pflichtet ihr bei, dass die Betreuung der Menschen im Förderbereich auf hohem Niveau erfolgt. In einigen Bereichen, ergänzt er allerdings, herrschen durch unkontrollierbare Krankenstände momentan nicht ganz befriedigende Arbeitsbedingungen. Ein Wermutstropfen, der der Geschäftsführung derzeit ein leichtes Kopfzerbrechen bereitet. Wir Rentner können bei der Lösung des Problems nicht helfen. Man kann nur hoffen, dass sich bald Besserung einstellt. Damit die Lebensgemeinschaft Wickersdorf möglichst schnell und tatsächlich rundum eine richtige Wohlfühloase wird.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer
August 2024 Fotos: Haiko Jakob