Ein verschworenes Häufchen

Ein verschworenes Häufchen

Der Übergang zwischen richtig und verkehrt ist oft fließend. Bei manchen Verrichtungen bleibt es deshalb manchmal fraglich, auf welcher Basis man sie wohl am zweckmäßigsten in Angriff nimmt. Eine solche Verrichtung – will ich meinen – ist das Binden einer Osterkrone in Wickersdorf. Oftmals, so kann ich mich erinnern, gab es da schon, was ich als mehr oder weniger unnötige, kleine Meinungsverschiedenheiten über die Zuständigkeit bezeichnen würde. Ein relativ fester Kern ließ sich aber bislang von manch einer vorausgehenden Diskussion nicht beirren. Nach dem Motto: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, nahm dieses Trüppchen alljährlich wieder das Zepter in die Hand. Zahl und Zusammensetzung der Helfer konnten dabei von Jahr zu Jahr etwas variieren, im Großen und Ganzen hat sich da aber inzwischen ein verschworenes Häufchen gefunden. Und dieses sollte auch am 16. April dieses Jahres wieder aktiv werden.

Ganz wichtig sind an dieser Stelle natürlich eine ganze Reihe von Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr zu nennen. Sie trugen, wie immer, die Verantwortung für die unverzichtbare Beschaffung von Grünzeug. Wie ich hörte, kamen da, zumindest teilweise, ausgediente Weihnachtsbäume zur Verwendung. Außerdem stellt die Feuerwehr ja auch jedes Jahr ihr Gerätehaus als Räumlichkeit für die anfallenden Arbeiten zur Verfügung.

Als besonders edles Bindematerial konnten von zwei weiteren Beteiligten einige Tannenzweige herangeholt werden. Insofern waren die Voraussetzungen für eine schöne Osterkrone durchaus von Anfang an gegeben.

Die wichtigste Grundlage zum Gelingen eines solchen Projektes besteht aber natürlich in dem Personal, das an vorderster Front die grünen Zweige um das Gerüst bindet. Carola Rosenbusch, Undine Liebner und Ines Kämpf sollen an dieser Stelle namentlich und mit besonderem Lob erwähnt werden. Während Undine und Carola wohl schon alte Hasen sind, hat Ines sich erst in den letzten Jahren sehr gut in das Geschäft eingearbeitet. Der Rest der Truppe war mit Handlanger- und Versorgungsdiensten während der gesamten Aktion natürlich auch voll eingespannt.

Dies alles erzähle ich nun allerdings nur vom Hörensagen. Denn als es geschah, war ich ja gar nicht dabei. Man hatte mir Bescheid gegeben, dass es so gegen 15.30 Uhr losgehen sollte. Das Ziel war, den gesamten Vorgang fotografisch zu dokumentieren. Ich war ziemlich pünktlich da. Trotzdem war es schon zu spät. Die Osterkrone stand fix und fertig geflochten auf dem Tisch und die gesamte Mannschaft hatte sich bereits gemütlich an einer langen Kaffeetafel niedergelassen.

DSC_0186

Und ließ es sich schmecken. Kein Wunder, schließlich war der Kuchen, den es gab, von einigen der Frauen selbst gebacken. Und so viel weiß ich genau, unsere Wickersdorfer Frauen backen ganz ausgezeichnet. Da lohnt es sich schon mal, reinzubeißen.

Mir blieb so nun wenigstens die Gelegenheit, von dieser beschaulichen Runde ein paar Fotos zu machen. Ansonsten wollte ich das lauschige Treiben freilich nicht weiter stören.

DSC_0170

Ich bat um Benachrichtigung, wann man die Krone zu ihrem Bestimmungsort bringen würde und zog mich vorerst zurück. Geraume Zeit später erreichte mich telefonisch die Mitteilung, dass die Krone unterwegs zum Dorfplatz sei. Also schnappte ich mir wieder meinen Fotoapparat und begab mich zum Ort des Geschehens. Auch da kam ich keinen Moment zu früh. Auf einem vom Feuerwehrauto gezogenen Hänger war die Krone antransportiert worden.

DSC_0195

Kaum war ich da, wurde sie von vier kräftigen Kerlen hin zum Osterbrunnen getragen. Aus eigener Erfahrung weiß ich natürlich nicht, was das Krönchen so wiegt (besonders leicht wird es wohl kaum sein), der Weg zum Brunnen ist allerdings schmal, so dass die Männer an dieser Stelle sicherlich gut zu tun hatten.

DSC_0197

Wie immer, verlief der Transport unfallfrei und so erreichte unsere Osterkrone schließlich den Platz, den sie für die nächsten Wochen zieren soll. Mit ein paar lockeren Handgriffen noch ordentlich ausgerichtet und die Aufgabe war mal wieder zur vollsten Zufriedenheit erfüllt.

Mit einem Gruppenfoto, auf dem – wie ich einschränkend bemerken muss – auf eigenen Wusch nicht alle Beteiligten zu sehen sind, beendete ich meinerseits das Fotoshooting.

DSC_0211

Die emsigen Kronenbinder bewegten sich indes noch einmal in Richtung Feuerwehrgerätehaus. Dort musste schätzungsweise wieder Ordnung geschaffen werden. Dass dabei auch noch weiterhin für das leibliche Wohl der Helfer gesorgt sein würde, hörte ich aus den Ankündigungen heraus. Und ich wüsste nicht, warum man ihnen das nicht gönnen sollte.

Der Eindruck, der sich mir während meiner kurzen Anwesenheit bot, wurde mir später noch einmal ausdrücklich bestätigt. Das verschworene Häufchen hatte einen richtig schönen Nachmittag miteinander verlebt. Sie hatten alle zusammen gearbeitet und es sich dabei auch ein bisschen gemütlich gemacht. Alles lief ohne jegliche Hektik, sondern besonnen und absolut harmonisch ab. So, wie mir berichtet wurde, bereute hinterher niemand, dabei gewesen zu sein.  Und das Ergebnis der geselligen Aktion, unsere Osterkrone, kann sich ohne Weiteres sehen lassen.

Mir stellen sich da – und das gar nicht so selten im Leben – zwei außerordentlich epochale Fragen: „Wäre es nicht wunderbar, wenn die ganze Welt so funktionieren würde? Und warum – beim Barte des Propheten – tut sie es, wo es doch so einfach scheint, trotzdem nicht?“

Heimatverein Wickersdorf                                                            Eddy Bleyer

März 2024

DSC_0171

DSC_0174

DSC_0177

DSC_0172

DSC_0179

DSC_0183

DSC_0184

DSC_0187

DSC_0190

DSC_0192

DSC_0194

DSC_0196

DSC_0199

DSC_0203

DSC_0206