Von trocken bis süß

Von trocken bis süß

Man mag es kaum glauben, dass es hierzulande einmal Zeiten gab, zu denen der Erwerb einer Flasche Wein aus den besten Anbaugebieten Deutschlands absolut nicht vorstellbar war. An den sonnigen und warmen Hängen der Flusstäler im Süden Deutschlands wachsen Trauben, die von ihrem Zuckergehalt her mit den Reben in Thüringen und Sachsen überhaupt nicht vergleichbar sind. Wobei ich die Qualität unserer einheimischen Weine überhaupt nicht in Abrede stellen will. Für diese Weine zahlt man im Fachhandel stolze Preise – und das zu Recht. Wer jedoch gern mal einen lieblichen Tropfen im Glas haben möchte, wird unter diesen Sorten nicht fündig. Der muss dort suchen, wo die Sonne länger und wärmer scheint als hier. An der Mosel zum Beispiel.

Da, wo die Familie Wagner herkommt. In ihrem Weingut in Starkenburg stellen die Wagners Wein für jeden Geschmack her. Die Palette geht von trocken bis süß. Seit diesem Jahr sogar beim Rotwein. Wie es funktioniert, aus ein und derselben Traube einen trockenen oder einen süßen Wein herzustellen, kann man erfahren, wenn man einmal einen Vortrag des Großmeisters Heinz Wagner besucht.

Diese Vorträge sind schon seit vielen Jahren zu einem festen Bestandteil unserer Vereinsarbeit geworden. Nicht nur, weil sich durch öftere gegenseitige Besuche eine richtig gute Freundschaft zwischen den Wagners und vielen Mitgliedern des Heimatvereins entwickelte, sondern weil die Familie Wagner sen., Heinz und Karin, inzwischen selbst Mitglieder unseres Vereins geworden sind. Jedes Mal ist deshalb die Freude groß, wenn die beiden ihren Besuch in Wickersdorf ankündigen.

In diesem Jahr war der Besuch der beiden für den 11. März angesagt. Und wie schon immer, war die Zahl ihrer Gäste groß. Ich will mich hier allerdings nicht mit überflüssigen Einzelheiten aufhalten.

Ursprünglich, weil das für Veranstaltungen des Heimatvereins nun mal so üblich ist, sollte das Ganze natürlich im Vereinshaus stattfinden. Doch ein Defekt an der Heizungsanlage, kombiniert mit einer noch recht winterlichen Wetterlage, ließ uns diese Version verwerfen. Gut für uns, dass das Verhältnis des Vereins zur Lebensgemeinschaft ganz gut funktioniert. So bestand für uns die Möglichkeit, mit unserer Räumlichkeit auf die beheizbare Cafeteria der LG auszuweichen.

Als ich dort ankam, waren die Wagners und auch einige Gäste bereits anwesend. Diese hatten ganz offensichtlich dem Raum schon ein sehr gemütliches Ambiente verschafft. Wie nicht anders zu erwarten, machte die festlich vorbereitete Tafel einen sehr einladenden Eindruck.

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Die Begrüßung untereinander, auch das war nicht anders zu erwarten, fiel sehr herzlich aus. So wie es nach dem Motto „lange nicht gesehen“ eben üblich ist.

Da ich sehr pünktlich war, dauerte es noch ein paar Minuten, bis schließlich alle erwarteten Gäste eintrafen. Und da die Zeit reif wurde, begannen diese auch gleich, sich um die Tafel herum zu sortieren und sich einen günstigen Platz am Tisch zu suchen. Wobei dieser selbstverständlich so gestaltet war, dass ein jeder die Möglichkeit hatte, den Worten des Referenten ungehindert zu lauschen.

Die offizielle Begrüßung der anwesenden Zuhörer übernahm unser Vereinsvorsitzender Haiko Jakob. Dabei erklärte er auch, aus welchen schwerwiegenden Gründen wir die Lokalität gewechselt hatten. Insgesamt fasste er sich recht kurz und übergab am Ende seiner Rede das Wort an Heinz Wagner, dessen Vortrag wir schon mit Spannung erwarteten.

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Da die Herstellung von Wein seit Jahrhunderten auf den gleichen Grundlagen beruht, fallen auch Heinz‘ Vorträge in gewisser Weise jedes Jahr recht ähnlich aus. Doch er versteht es, durch seine professionelle Rhetorik seine Zuhörer trotzdem immer wieder in seinen Bann zu ziehen.

Ganz wichtig an diesen Veranstaltungen ist es natürlich, dass die Gäste während des Referats natürlich auch die Früchte der Weinherstellung, den Wein, zu schmecken bekommen.

Für diesen Komplex trug, wie von alters her gewöhnt, Gattin Karin Wagner die Verantwortung. Sie hielt entsprechend beispielhaft zu den unterschiedlichen Geschmacksrichtungen verschiedene Weine bereit, um sie als Kostproben unter den Gästen zu verteilen.

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Eine praktische Demonstration dafür, welch vorzügliche Wirkung solch ein edler Tropfen auf das Wohlbefinden von uns Menschen hat. Man spürt das besonders zum Ende der Veranstaltung hin, wenn die Stimmung der Teilnehmer infolge des Alkoholgenusses doch spürbar ausgelassener wird. Wenn die Gäste zahlreich sind, wie es bei uns der Fall war, tritt an Karins Seite auch Dr. Uli Knopf in Aktion. So viele Kostproben zu verteilen, macht sich besser zu zweit und spart zudem auch wertvolle Zeit.

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Uli ist, sagen wir mal, mit den Wagners besonders vertraut. Schließlich geht es auf seine Initiative zurück, dass die Verbindung zwischen unserem Verein und dem Weingut Wagner damals zustande kam. Er ließ es sich auch nicht nehmen, nachdem Heinz seinen Vortrag beendet hatte, noch einmal an diese Episode zu erinnern. Dabei war leicht wahrzunehmen, wie emotional ihn diese Erinnerungen berühren.

Doch wie ich denke, beruhen die inzwischen entwickelten sehr freundschaftlichen Beziehungen zwischen unserem Verein und der Familie Wagner absolut auf Gegenseitigkeit. So ließ sich nämlich der große Meister der Weinkelterei zu der vielsagenden Bemerkung hinreißen, dass seine Besuche bei uns in Wickersdorf zu den absoluten Höhepunkten seines jährlichen Arbeitspensums gehören.

So was hört man doch wirklich gern und bietet der angenehmen Aussicht Raum, dass wir uns nächstes Jahr wieder in gemütlicher Runde zusammenfinden werden.

Heimatverein Wickersdorf e. V.                                                    Eddy Bleyer

 

März 2023                                   Fotos: Simone und Haiko Jakob, Eddy Bleyer

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