Wie oft kommt es im Leben vor, dass das geplante „letzte Mal“ dann am Ende gar nicht das letzte Mal wird. So nun auch bei der Wandergruppe des Heimatvereins Wickersdorf. Die hatte sich am 25. September zu ihrer vermeintlich letzten Wanderung dieses Jahres getroffen. Was sich dann allerdings doch als Trugschluss herausstellte. Die Beteiligten hielten es für besser, sicherheitshalber am 06. November noch eine letzte Wanderung zu machen. Womit die Aufgabe für Dr. Uli Knopf feststand, nun doch noch eine reizvolle Strecke ins Visier zu nehmen. Wobei er sich diesmal offensichtlich Hilfe bei Ingrid Müller suchte. Durch diese Kooperation wurde aus der letzten Wanderung schließlich ein richtiger Höhepunkt zum Abschluss der Wandersaison.
Als Treffpunkt hatte Uli den Platz vor der Gaststätte „Zur grünen Linde“ in Oberwellenborn festgelegt. Wie schon einige Male in diesem Jahr erreichten wir ihn durch Fahrgemeinschaften mit eigenen Pkws.
Das Wetter würde ich nicht unbedingt als einen Höhepunkt bezeichnen, doch über uns prangte trotz kühler Luft ein leuchtend blauer Himmel. Kein Wölkchen hinderte die Sonne, ihre Strahlen und damit herbstlich lange Schatten auf die Erde zu werfen. Unter derart freundlichen Bedingungen wanderten wir also fröhlich los.
Unsere erste Station, die Jagdhütte, erreichten wir bereits nach etwa ¼ Stunde. Ich weiß zwar jetzt nicht wer, aber ich gehe davon aus, dass jemand den Weg dorthin kannte. Wir begutachteten das am Waldrand stehende, kleine Gebäude. Eine an einem Holzstamm angebrachte Metalltafel würdigte Erbauer und Erhalter. Die spiegelnde Oberfläche verhinderte leider eine gut leserliche fotografische Abbildung des Schildes.
Ansonsten wurde eigentlich nicht allzu viel über den Zweck des kleinen Häuschens bekannt. Selbst Uli hielt sich mit Erklärungen an dieser Stelle in ungewohnter Weise zurück. Wir nahmen also die Existenz der halbwegs gut erhaltenen Hütte zur Kenntnis und marschierten nach kurzem Aufenthalt weiter.
Nach ein paar hundert Metern kreuzte unser Weg ein weiteres, augenscheinlich zu Wochenendzwecken genutztes Häuschen. Da aber auch hier nichts Genaueres festzustellen war, setzten wir unseren Weg endlich fort.
Weg oder Steg waren allerdings von da an Fehlanzeige. Uli besaß zwar eine Karte, die er auch zückte, nachdem wir wiederum einige Meter in den Wald vorgedrungen waren, konnte darauf aber die Richtigkeit unserer Route offensichtlich nicht zweifelsfrei feststellen. Auf meine Nachfrage hin gab er schließlich auch zu bedenken, die geplante Strecke aus eigener Erfahrung nicht zu kennen. Zudem hielt er es ebenfalls für unwahrscheinlich, dass diejenigen, die unsere Gruppe mit einem bereits deutlichen Vorsprung anführten, genau wüssten, wo es langgeht. Uns mutig fühlend wie Christoph Columbus, schritten wir trotzdem tapfer weiter. In dem Urwald, den wir von da an durchquerten, hatte in den letzten Jahrzehnten garantiert keiner irgendetwas aufgeräumt. Wickersdorfer Wanderer sehen in so etwas jedoch kein Hindernis, sondern eine Herausforderung. Und meistern sie.
Über kurz oder lang kamen wir jedenfalls wieder am Rande der Zivilisation an. Gut erkennbar in Form eines Weges. Beate Herthel gab an zu wissen, dass wir auf diesem Weg früher oder später zum Kulm kommen würden. Wo wir natürlich eigentlich nicht hinwollten.
Zu unserem Glück saßen auf einer Bank am Wegesrand zwei uns unbekannte Leute. Ortskundige, wie sich herausstellte. Sie erklärten, dass wir 20 Meter weiter hinten in einen Hohlweg einbiegen müssten, um wieder nach Oberwellenborn zu kommen.
Wir verfuhren, wie uns geraten ward und hatten tatsächlich schon nach einer relativ kurzen Strecke unser Ziel vor Augen.
Durch die Hilfe der beiden Fremden erreichten wir das Gasthaus zur grünen Linde gerade rechtzeitig, um uns gemütlich an der bereits gedeckten Kaffeetafel niederzulassen. Die Bedienung war halbwegs flott, sodass wir schon bald unsere von der schweren Wanderung ausgelaugten Leiber laben konnten.
Das war auch gut so, denn damit bereiteten wir uns bereits geistig und körperlich auf die zweite sportliche Aktivität des Tages vor. Eine Runde Bowling.
Bis auf wenige Ausnahmen, die aus gesundheitlichen – oder Altersgründen nicht mit bowlen wollten oder konnten, nahmen alle am Turnier teil. Und das waren auf alle Fälle mehr, als das Teilnehmerportal der Bahn erfassen konnte. Indem zwei Zweierteams die Riege von sechs Einzelkämpfern ergänzten, ließ sich dieses Problem aber gut lösen. So stand also dem Spaß nichts mehr im Wege.
Ein kleines Defizit machte sich im Laufe der Zeit allerdings doch bemerkbar. Man konnte zwar praktisch alle zehn Kegel umwerfen, durch irgendeinen Fehler im System wurden allerdings immer nur neun gezählt. Da eine solche Situation aber ohnehin nur sehr selten vorkam, störten wir uns nicht weiter daran. Nur dass die für solche Fälle vorgesehene Musik- und Lichterparade nicht stattfand, empfand Ingrid Müller (sie kennt die Bowlingbahn schon länger) als ein bisschen schade.
Ein Reparaturauftrag an den Chef des Hauses, der offensichtlich auch Chef der Küche ist, brachte leider für den Moment keinen so rechten Erfolg, aber dafür die Idee, Gerhild Knopf mal im Rollstuhl auf die Kegelbahn zu fahren. Was zumindest mal einen guten Gag für unsere fotografische Chronik bot.
Wir hatten dann auf jeden Fall die Möglichkeit, noch ein wenig weiter zu kegeln, bis das System schließlich ganz aufgab. Da wird der Herr Wirt voraussichtlich mal einen Profi ranlassen müssen.
Worüber es tatsächlich nichts zu meckern gab, war das Abendessen. Mir persönlich war die Portion fast ein bisschen zu reichlich, was man ja aber keinesfalls als nachteilig werten kann. Geschmacklich rundete es diesen Tag ganz großartig ab. Wie es sich für einen richtigen Höhepunkt zum Saisonende gehört.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer
November 2022