Unter einem richtig guten Stern stand die Wanderlust einiger Wickersdorfer im Jahr 2020 tatsächlich nicht gerade. Wobei es natürlich nicht nur die Wanderer waren, die von den einschränkenden Bestimmungen, welche als Sicherheitsmaßnahmen gegen die Verbreitung des bösartigen Corona – Virus im ganzen Land galten, getroffen wurden. Seit Mitte März hatten die Regierungen weltweit das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in ihren Staaten auf unterschiedliche Weise nahezu lahmgelegt. Sich ja nicht zu nahe kommen, um sich selbst oder einen anderen infizieren zu können, war die Devise. Und diese wurde zum Gesetz erhoben. 1,5 Meter bis zu seinem Nächsten, so viel Abstand musste – selbst im Freien – eingehalten werden. Die einzigen Orte, in denen man bald noch andere Menschen treffen konnte, waren in Deutschland Lebensmittelläden und Baumärkte. Oder halt auf Arbeit. Gaststätten und Freizeiteinrichtungen wurden ausnahmslos zum Tabu erklärt, Schulen und Kindergärten geschlossen. Irgendwann wurden wir dann noch dazu verdonnert, in Räumen Mund- und Nasenschutz zu tragen, was jeglichem Geselligkeitsgefühl schließlich endgültig den Garaus machte. Womit, man braucht es an dieser Stelle eigentlich gar nicht nochmal extra zu betonen, natürlich auch jedwedes Vereinsleben unterbunden war. Inklusive Wandern.
Zum Sommer hin entspannte sich die Lage wenigstens ein bisschen. Lockerungen galten vielfach vor allem für den Aufenthalt an der frischen Luft. Anfangs ein bisschen schwer zu durchschauen, gestaltete jedes Bundesland seine Regeln für sich und möglichst unterschiedlich zu allen anderen. So, dass erstmal keiner wirklich richtig wusste, was man durfte und was nicht. Soweit also die Fakten, die allen Lesern ja wahrscheinlich auch ohne mich bekannt sein dürften.
Über kurz oder lang erkannte jedoch Dr. Uli Knopf das Potential der Situation und setzte für den 26. Juli den ersten Termin für eine Wanderung im Jahr 2020 an. Es meldeten sich auch prompt einige Interessenten. Der Deutsche Wetterdienst meldete aber Regen – auch für unsere Gegend – als der Tag herankam. Daraufhin meldete wiederum Uli, umsichtig wie er nun einmal ist, die Wanderung für diesen Tag ab und setzte als Ausweichtermin den folgenden Sonntag an. Seine Begründung lautete folgerichtig: „Wenn Regen gemeldet ist, könnte es, selbst, wenn wir bei schönem Wetter losmarschieren, unterwegs zu regnen anfangen, was für uns bedeuten würde, nass zu werden.“ Letzteres wollte natürlich niemand und heute wissen wir, zumindest vom Regen wäre an diesem Tag niemand nass geworden.
Ganz anders dann an unserem Ausweichtermin. Da regnete es schon früh und dann auch immer wieder und teilweise auch ziemlich heftig. Kein Wetter also, um zum Dorf hinaus zu wandern. Ingrid Müller, die die gesamte Wandergesellschaft nach der Wanderung mit Kaffee und Kuchen überraschen wollte und den Kuchen auch schon gebacken hatte, entwickelte kurzfristig einen neuen Plan. Bis zu ihrer Scheune zu wandern, war selbst bei solchem Wetter gar kein Problem und dort angekommen, fanden unsere Wanderfreunde schließlich eine herrlich gedeckte Kaffeetafel vor. Woraus sich schließlich ein sehr gemütlicher Nachmittag entwickelte. Liebe Ingrid (inkl. Willi) – herzlichen Dank nochmal!!!
Für die nächsten Wochen kündigte Uli am Kaffeetisch weiterführende Reisepläne an, welche einem neuerlichen Versuch, doch noch zu wandern, vorerst im Wege standen. Umgehend nach seiner Rückkehr ließ er aber verkünden, der 23. August, das wird unser Tag.
Gegen 12.30 Uhr brach unheilvoll ein intensiver Schauer über Wickersdorf herein. Uli konterte am Telefon: „Bis 14.00 Uhr hat sich das wieder verzogen. Dann marschieren wir los.“
Ich war der Letzte, der auf dem Dreieck ankam. Auf den Bänken im Rondell saßen bereits Uli Knopf, Ingrid Müller, Elisabeth Meißner und deren Tochter Beate Hertel. Die bisher kleinste Wandergruppe aller Zeiten, aber dafür wunderbares Wanderwetter.
Und so zogen wir los. An unserem ersten Etappenziel, dem Auerhahnshäuschen, lud ein prächtig blühender Erika – Strauch zu einem Gruppenfoto ein.
Doch nur eine kurze Rast, dann schritten wir wieder wacker voraus. Die ersten Kilometer, Richtung Reichmannsdorf, waren allen Teilnehmer(inne)n hinreichend bekanntes Terrain. Am Ameisendorf stellten wir fest, dass die kleinen Krabbelviecher ziemlich emsig bei der Sache waren. Ihre Haufen hatten durchaus beachtliche Dimensionen.
Der Weg hinab ins Brandistal war allen grundsätzlich bekannt, aber offensichtlich seit vielen Jahren nicht mehr begangen worden. Eine beeindruckende Natur von wild romantischer Schönheit. Bis auf eine Stelle, wo linkerhand der Kirchberg großflächig komplett abgeholzt war. Und genau da begann es zu regnen. Und nicht nur ein bisschen. Sondern so, dass individuelle Schutzmaßnahmen nicht mehr zu umgehen waren.
Was die Mannschaft nicht davon abhielt, die zahlreichen, dicht am Weg stehenden Pilze einzusammeln.
Dem Abstieg ins Tal folgte, anders kann es nicht sein, der Aufstieg hinauf zur Hasenleite. Nicht sonderlich steil, aber der Weg zog sich.
Schon nach kurzer Strecke gab Uli zu, dass sein Zeitplan nicht ganz aufgehen würde. Für uns war das an dieser Stelle eine wenig beunruhigende Nachricht. Der Tag war noch lang und so sahen wir keinen Grund für übertriebene Hast. Zumal auch der Regen inzwischen wieder aufgehört hatte.
Bis schließlich Wanderfreundin Ingrid uns mitteilte, dass sie ziemliche Beschwerden im Bein hatte. Was dann natürlich doch noch ein wenig Anlass zu Bedenken gab. Doch sie schaffte den Rest aus eigener Kraft.
So vollbrachten wir die Wanderung, die wir zweimal verschoben hatten, wurden am Ende aber trotzdem nass.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer