Gerade lese ich, was letztes Jahr für ein beschissenes Wetter war.
Ganz anders nun am 31. August 2019. Leicht bewölkter Himmel. Hin und wieder ziehen auch einmal ein paar dunklere Fetzen durch. Aber es ist trocken und die Temperaturen sind geradezu hochsommerlich. Deshalb arbeiten wir früh beim Aufbau der Anlage schon alle in T-Shirt und kurzen Hosen. Unter diesen Bedingungen macht die Sache natürlich auch Spaß.
Einen herben Dämpfer muss ich allerdings schon zu früher Stunde hinnehmen.
Jemand hat im Auto neben anderen Teilen auch mein Keyboard mit zur Bühne gebracht. Als ich es aus der Transporttasche nehme, bemerke ich das Malheur. Das Touchscreen – Bedienfeld ist total zerdeppert. Das muss irgendwo voll dagegen geschlagen sein. Ein kurzer Probelauf bringt dann das unausweichliche Ergebnis. Das Keyboard geht zwar, zumindest die gerade eingestellte Klangfarbe, ich kann allerdings keine weiteren Einstellungen mehr vornehmen. Aber was soll‘s – ein richtiger Musiker ist, wer trotzdem spielt. Zur Sicherheit hole ich mein altes Keyboard von zu Hause und baue es neben dem kaputten Instrument auf. So bin ich für alle Fälle gerüstet. Marc bestätigt mir, dass das Ganze optisch einen guten Eindruck macht. Damit ist wenigstens für heute der Tag erstmal gerettet.
Während der Mittagspause erzählt mir meine Frau, dass einer von der OTZ angerufen hat. Er wolle im Laufe des Nachmittags mal vorbeikommen und ein Interview mit den Alten Germanen machen. Das hat es auch noch nicht gegeben. Womöglich werden wir auf unsere alten Tage doch noch berühmt.
Als ich nach der Pause irgendwas auf der Bühne herumwusele kommt plötzlich Roni vorbei. „Eddy, da ist jemand von der Zeitung. Er steht mit Jagger drüben am Bierwagen.
Du sollst mal kommen.“
Ich marschiere sofort los und sehe schon von Weitem, wie sich Lokalkorrespondent Thomas Spanier mit unserem Bassgitarristen unterhält. Ich geselle mich dazu … Thomas fragt und wir antworten. Irgendwie, nach recht kurzer Zeit, taucht auch Munzel bei uns auf, was die Unterhaltung um eine weitere Stimme ergänzt. Linzis Auftritt, der uns einen Spielplan in augenfreundlicher Schriftgröße präsentiert, wird zwei Tage später die Einleitung des Artikels über unser konstruktives Gespräch bilden.
Noch ein paar Fotos zur Vollständigkeit (gleich in Arbeitskluft) und wie gesagt, am Montag erscheinen dank Thomas Spanier auf der Titelseite der OTZ – die Alten Germanen. Im Nachhinein bemerkt, der Artikel war gar nicht so schlecht.
Auf der Bühne ist inzwischen alles so gestellt, wie es unseren Vorstellungen entspricht. Marc und sein Kumpel Alex sind allerdings noch dabei, die Beleuchtung einzurichten. Sie arbeiten in aller Ruhe und brauchen dementsprechend natürlich ihre Zeit.
Die Vorbereitungen der Versorgungsgewerke läuft um diese Nachmittagszeit schon auf Hochtouren. An Ronis Getränkewagen zeigen sich schon seit dem Morgen immer mal wieder Leute, die vom Durst geplagt werden. Recht vereinzelt allerdings.
Zu Essen bekommt man noch nichts, aber Stefan Friedrichs Räucherbude dampft schon seit Stunden vor sich hin. Wie er mir versichert, sogar schon seit dem Vorabend. Was so lange währt, kann eigentlich nur gut werden.
Gegen 17.00 Uhr ergeht der Beschluss, dass es für die 4 Musiker im Prinzip erst einmal nichts mehr zu tun gibt. Deshalb werden sie abkommandiert, sich zu Hause gesellschaftsfähig zu machen und gegen 18.30 Uhr wieder auf dem Platz zu erscheinen. Was schließlich auch passiert.
Soweit ich mich erinnere, hat sich der Platz bei meiner Rückkehr dann doch schon ziemlich gefüllt. Vor allem eine ganze Menge Leute aus der Lebensgemeinschaft sind da. Doch sie sind bei Weitem nicht die Einzigen.
In der OTZ hatte ich ja angekündigt, dass ab dieser Zeit eine Vorband musizieren würde. Das war durch Terminprobleme allerdings ganz kurzfristig geplatzt. Dennoch deutet sich an, dass wohl ordentlich Betrieb werden könnte. Durch das Bierfest in Saalfeld und die Kirmes in Reichmannsdorf waren wir recht skeptisch gewesen, was die zu erwartenden Besucherzahlen anging. Doch unsere Zweifel scheinen zu diesem Zeitpunkt unbegründet.
Irgendwann lässt es sich schließlich nicht mehr vermeiden, dass wir endlich mal auf die Bühne steigen. Vorerst allerdings nur für einen groben Soundcheck. Irgendwie einen halbwegs vernünftigen Klang auf die Bühne zu bringen, ist schon immer eine etwas lästige Aufgabe. Die sich allerdings einfach nicht vermeiden lässt. Man muss hören, was man selbst und auch die anderen spielen, wenn am Ende alles zusammen passen soll. Besonders Marc ist dabei voll gefordert und ich staune immer wieder, dass er tatsächlich jedes Mal die Sache wieder halbwegs meistert. Wenn man sicher auch nicht von äußerster Brillanz reden kann, reicht es doch, dass sich unsere Musik schließlich auch fürs Publikum als solche darstellt.
Irgendwann, es könnte durchaus ein wenig später als geplant sein, beginnen wir jedenfalls mit unserem Programm. Der Platz vor der Bühne hat sich bis dahin weiter gefüllt. Von dort oben aus ist das ein schleichender Vorgang, den man kaum mitbekommt. Trotzdem merkt man irgendwie nebenbei, wie er vor sich geht. Was ich allerdings sehr gut wahrnehmen kann, wie ein guter Teil unseres Publikums von den ersten Titeln an gleich richtig mitzieht. Was man als Musiker freilich sehr gern sieht.
Die Temperaturen sind auch nach dem Dunkelwerden kaum zurückgegangen. Sicher trägt auch das wesentlich dazu bei, dass sich offensichtlich alle recht wohl fühlen. Und ich muss schon sagen, nach fortgeschrittener Dämmerung sind das nicht gerade wenige. Der Platz ist inzwischen richtig voll geworden und direkt vor der Bühne rocken und tanzen die Leute in allen mögliche Stilarten. Es ist ein reines Vergnügen, hinunter zu sehen.
Unser Publikum ist es gewöhnt, dass wir zwischendurch immer mal eine Pause brauchen. Das ist freilich auch stets eine gute Gelegenheit, mal so ein bisschen das Feedback einzufangen. In dem Falle ist natürlich auch ermutigend, wenn man spürt, dass sich unsere Zuhörer an manchmal auftretenden kleinen Fehlern nicht wirklich allzu sehr stören. Teilweise wirkt es tatsächlich, als wenn sie sie gar nicht so richtig wahrnehmen würden. Aber was das angeht, wiederhole ich mich wohl seit Jahren immer wieder ein bisschen. Das wir andererseits in Zukunft irgendwann einmal einen ganzen Abend lang völlig fehlerfrei spielen werden, scheint nicht sehr wahrscheinlich. Wir sind und bleiben eben blutige Amateure. Da ändert natürlich auch unser mittlerweile doch recht stattliches Alter nichts daran. Viel wichtiger scheint mir vielleicht doch eins zu sein.
So lange es so gut läuft, werden wir schon noch ein paar Jährchen spielen. Bevorzugt freilich bei so wunderbarem Sommerwetter.
Das ist ja viel auch angenehmer für die Leute., die nach dem Konzert dann noch lange, lange am Tresen stehen und das Ganze bei einem Bierchen noch etwas nachklingen lassen.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer
Fotos: Haiko Jakob, Freddy Unger, Eddy Bleyer