Die Osterkrone, besser gesagt das Aufputzen des Brunnens für das Osterfest, ist in Wickersdorf ein lieb gewonnenes Erbe, vor vielen vielen Monden von Frau Edith Freyer in´s Leben gerufen. Die Vorarbeiten zu diesem Event, sind das Wichtigste. Das Bedeutungsvollste aber ist es, ein Datum zu finden, an dem alle, die es möchten oder auch müssen wollen, Zeit haben. Wie jedes Jahr wurde ein gemeinsamer Termin festgelegt, welcher auch wie jedes Jahr aus den wundervollsten Gründen immer wieder hin und her geschupst wurde. Eine weitere außerordentliche Bedeutung hat die Streu zum Binden. Sie muss gefunden, bzw. besorgt werden. Dieses Mal sollte es Kiefer sein, von einem schönen Kiefernbusch aus dem Garten einer Wickersdorfer Familie. Besagter wurde zerlegt und das Streu fein säuberlich aufgeschichtet, damit es zum geplanten Fälligkeitstag schnell aufgeladen und zur Bastelstation geliefert werden konnte. Das Einzige worum sich niemand kümmern brauchte, ist das beharrliche voranschreiten der Zeit. Die Zeit ist wie wir wissen, eine konstante Größe, trotzdem vergeht sie für die Einen langsamer und für die Anderen eben schneller. Und eben schneller als gedacht, rückte auch der Tag heran, an dem die angetrauten Damen der Herren unserer freiwilligen Feuerwehr pflichtbewusst ihrer Bestimmung folgten. Sie schnitten und zupften an den Zweigen, banden diese routiniert an das dafür vorgesehene Gestell. Traktoren, Mopeds, PKW fuhren ständig in der Gegend herum, um noch Fehlendes zu besorgen. Emsig und ohne Pause belegte sich das Gestell mit Grün, wie von Zauberhand. Am Schluß noch ein paar Ostereier dran und fertig war das Kunstwerk. Per Traktor wurde dieses an seinen Bestimmungsort auf dem Dreieck gebracht. Bleibt zu erwähnen, dass sich unter die Damen ein einzelner Kavalier gemischt hat, um mit starker Hand beim Zerschneiden der Äste behilflich zu sein. Zu einem späteren Zeitpunkt hat sich ebenfalls ein weiterer dieser Gattung unter die Anwesenden gedrängt, er half mit die Krone vom Hänger zu heben. Es sieht so aus als hätte er sich den ganzen Tag mit geplagt. Dem ist nicht so, er wollte aussehen wie ein Schwerarbeiter, wohl aber nur mal für die Nachwelt mit aufs Foto. Auch hat der übliche verdächtige Feuerwehrmann gefehlt, der zum Anpacken leider nie die Zeit findet aber zum Feiern immer pünktlich und vollzählig erscheint. Das ist selbstverständlich auch ein großartiges Talent, was hier schon einmal gewürdigt werden muss. Es soll zum Feierabend Bratwurst und die dazugehörigen Getränke gegeben haben, was sich die Fleißigen ohne wenn und aber auch redlich verdient hatten. An dieser Stelle an alle Mitwirkenden ein dickes und lang anhaltendes Dankeschön.
Die Pfiffigsten unter den Betrachtern haben selbstredend sofort bemerkt, jenes Grünzug an der Osterkrone ist nicht Kiefer sondern Tanne. Es wird erzählt, die Tanne sei angeblich ohne Angabe von näheren Gründen im Wald umgefallen, scheinbar aus lauter Frust, weil man dieses Jahr Kiefer für den Schmuck verwenden wollte.
Fragt sich nur, wo sind die reichlich vorhandenen Kiefernzweige abgeblieben? Hier wird berichtet, das sie offenbar erst reifen, gut und lange lagern müssen , damit im nächsten Jahr ansehnliche braune Zweige unseren Osterbrunnen zieren.
Namen wurden aus datenschutzrechtlicher Relevanz nicht erwähnt und die Personen auf den Fotos sind frei erfunden.
Haiko Jakob