Seit einigen Tagen hatte ein ziemlich frostiges Winterwetter die Saalfelder Höhe fest im Griff. Beachtlichen Schneefall hatte es ebenfalls gegeben. Allerdings leider nicht zur gleichen Zeit. So kam es, dass der schöne Schnee zum größten Teil wieder geschmolzen war, als dann die Kälte einsetzte. Das war dann auch die Ursache dafür, dass wir uns am 19. Januar zwar schön warm anziehen mussten, die Schneedecke allerdings ein wenig zu wünschen übrig ließ.
Trotzdem hatten einige Leute gegen 15.30 Uhr die Einladung der Feuerwehr zum 2019-er Wickersdorfer Schneefräsenrennen angenommen. Schon bevor die außergewöhnlichen Rennmaschinen in der Boxengasse angetreten waren, hielt Bernd Liebner heißen Glühwein und kalten Kümmerling für die Gäste bereit. Und während die neugierigen Zuschauer noch genüsslich an ihren Getränken schlürften, nahmen die Aktiven am Rande des Sportplatzes Aufstellung.
Bernd hatte mit seinem großen Schneepflug vorsorglich ein paar Reihen mit Schnee zusammengeschoben, um den heranrückenden Fräsen ein bisschen mehr Substanz anzubieten. Was, wie sich dann herausstellte, eigentlich gar nicht so sehr notwendig gewesen wäre. Mit der vorhandenen höchstens 4 oder 5 cm hohen Schneedecke konnten die Rennfräsen letztendlich ganz prima arbeiten.
Der Startschuss verlief, wie auch schon in all den Schneefräsenrennen der vergangenen Jahre, mehr fließend. Ohne Eile und einer nach dem anderen setzten sich die Renner langsam in Bewegung. Schließlich ging es auch diesmal nicht darum, der Schnellste zu sein, sondern darum, so viel wie möglich von der dünnen Schneeschicht aufzuwirbeln und seinen Mitbewerbern oder, wo möglich, auch dem Publikum ins Genick, um die Ohren oder sonst wohin zu pusten. Das ist es nämlich, was solch ein Schneefräsenrennen zum ultimativen Spaßfaktor erhebt.
Was ich am diesjährigen Rennen als relativ neu empfand, war die Teilnahme einiger doch noch sehr junger Schneefräsenrennsportler. Offensichtlich erfreut sich die Sportart auch bei der jüngeren Generation einer immer weiter zunehmenden Beliebtheit. Was freilich eine recht erfreuliche Prognose für den weiteren Bestand dieser doch recht seltenen Tradition zulässt. Vorausgesetzt, dass wir auch in den nächsten Jahren auf die wirklich unverzichtbare Mindestmenge an Schnee zurückgreifen können.
Bei der diesjährigen Veranstaltung wurde der vorgesehene Zweck in allen Punkten erreicht. Prächtige Fontänen aus hoch gewirbeltem Pulverschnee flogen durch die Luft. Nicht selten trafen sie vor- oder nebeneinander gehende Kämpfer. Das Publikum, das sich durch eine gewisse Feigheit auszeichnete, zog sich meist auf einen unüberwindbaren Sicherheitsabstand zurück. Und blieb so von ungewollten Treffern durch die herumstiebenden Schneemassen weitestgehend verschont. Doch Spaß kann man ja auch haben, wenn andere vom kalten Schauer getroffen werden. Soviel konnte ich aus meinen Beobachtungen an diesem Nachmittag schließen. Nach dem Willen der Veranstalter sollte es allerdings nicht nur bei diesem Spaß bleiben. Sie setzten voraus, dass nicht nur fliegender Schnee, sondern auch fliegende Weihnachtsbäume eine große Freude bereiten können. Man hört ja allenthalben, dass sich der Weihnachtsbaumweitwurf als mehr oder weniger sinnvolle Freizeitgestaltung überall im Lande etabliert. Warum also nicht auch in Wickersdorf. So hatten viele der erschienenen Leute ihren Weihnachtsbaum gleich mitgebracht. Der Umzug vom Sportplatz zum Lagerfeuerplatz gestaltete sich unkompliziert.
Recht schnell war der Rost angeschürt, was weitere landesübliche Gaumenfreuden versprach. Die so die Geburtsstunde des Wickersdorfer Weihnachtsbaumweitwurfes umrahmten.
Ich hörte jemanden sagen, dass alle Teilnehmer mit ein und demselben Baum werfen sollten, um die Chancen ein wenig anzugleichen. Der Ruf verhallte aber ungehört und schließlich spielten Größe, Form und Gewicht des Baumes keine wirklich wesentliche Rolle mehr. Im Eifer des Wettkampfes ergriff jeder, was er gerade zu greifen bekam, um die vergangenen Wahrzeichen weihnachtlich geschmückter Stuben mit Hilfe verschiedenster Techniken so weit wie möglich von sich zu schleudern. Der Spaß an der Freude hatte schon bald den Stellenwert der erzielten Ergebnisse hinter sich gelassen. Was auch dadurch begünstigt wurde, dass das Regelwerk, falls es tatsächlich eines gegeben haben sollte, kaum irgendwelche Einschränkungen bei der Art und Weise des Schleuderns erkennen ließ. Was sich anschließend auch bei der Preisverteilung fortsetzte. Auch wenn die Preise keine sonderlich hohen Werte darstellten, so bekam doch am Ende fast jeder einen Preis, der es gewagt hatte, sich am Wettkampf zu beteiligen. Was schließlich der guten alten Weisheit „Teilnahme ist alles“ sehr anschaulich zur Geltung verhalf.
Das kleine Lagerfeuer, für das die ausgedienten Weihnachtsbäume am Ende herhielten, brauchte indes ziemlich intensive Starthilfe durch die bereit stehende Gasflamme. Offensichtlich waren die Bäumchen auch durch den wochenlangen Aufenthalt in den warmen Wohnzimmern ihrer Besitzer doch noch nicht ausreichend getrocknet, um richtig gut zu brennen. Am Ende hatten sie allerdings gegen das gierige Feuer doch keine echte Chance. Den Menschen im weiten Rund machte der Untergang des nicht mehr benötigten Weihnachtsschmuckes in den Flammen aber wohl wenig Kopfzerbrechen. Sie hatten den Nachmittag bei herrlichem Winterwetter mit Schneefräsen und Weihnachtsbäumen hinreichend und sichtlich genossen. Den Kameraden der Feuerwehr gilt an dieser Stelle unser herzlicher Dank für die gute Organisation und die vorzügliche Versorgung mit all den gebotenen Gaumenfreuden.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer