Respekt

Respekt

Temperaturen wenig über der Frostgrenze und Dauerregen in seiner fiesesten Form prägten das Wetter am Morgen des 25. Oktober. Leicht haben es da die, die gemütlich im Warmen sitzen. Ludwig und Johann Patzer sowie meine Wenigkeit betraten fast gemeinsam um 07.30 Uhr die Backstube. Haiko saß bereits auf seinem Stuhl und hatte auch schon eingeheizt. Erst Brot, dann Stollen hatten wir uns für diesen Tag auf den Plan geschrieben. Die beiden Patzers machten sich nach kurzer Absprache dann auch gleich auf den Weg, um den Teig aus der Bäckerei Wagner in Saalfeld zu holen.

Zur gleichen Zeit machten sich draußen auf dem Dorfplatz  Reiner Rosenbusch und Michael Harbich bereit, den am Vortag aufgestellten Weihnachtsbaum mit der vorgesehenen Beleuchtung zu versehen. Eine Aufgabe zum Herz erweichen, bei diesem Mistwetter.

Während Haiko und ich auf Patzers warteten, hatten wir Gelegenheit, den wieder einmal leicht überheizten Backofen auf seine Normtemperataur zu bringen. Zum Glück ließen sich die beiden reichlich Zeit, denn unser Ziel zu erreichen, bedurfte derselben ebenfalls nicht zu knapp. Als unser Transportteam schließlich wieder eintraf, lag es noch in weiter Ferne.

Der Teig der Schwedenbrote, von dem wir 10 kg bestellt hatten, hatte sich während der Fahrt, trotz der niedrigen Temperaturen, selbständig gemacht und quoll mit Macht aus seinen Transportgefäßen. Nur gut, dass es der restliche Brot- und der Stollenteig nicht ganz so eilig hatten. Dennoch mussten wir nun so schnell wie möglich, mit den Schwedenbroten beginnend, den Teig in die Formen bringen. Was prinzipiell auch sehr gut gelang. Doch während wir in unserem Backhaus dabei ziemlich schwitzten, sahen wir draußen in luftiger Höhe Reiner und Michel dem erbarmungslosen Herbstregen ausgesetzt.

Unsere Brote gelangten, trotz der anfänglich nicht ganz idealen Umstände, vorzüglich. Worauf wir optimistisch mit der Produktion der Stollen begannen. Experimentierfreudig, wie wir nun mal sind, einigten wir uns auf ein noch nicht erprobtes Verfahren bei der Formung. Zum anderen hatten wir beschlossen, einen großen Teil zum Backen auf Bleche zu legen. Ringo Haun brachte zur weiteren Unterstützung sogar noch einen Schieber aus Edelstahl. Genug Testmaterial um herauszufinden, wie man denn nun wirklich am besten Stollen in unserem Backofen backen kann. Das Ergebnis fiel allerdings bei aller Mühe etwas flach aus. Was jedoch den Geschmack anging, darin waren unsere Stollen über jeden Zweifel erhaben. Ideen, wie wir irgendwann einmal auch formschöne Stollen herstellen können, haben wir indes noch genug. Vielleicht ist ja beim nächsten Mal schon die richtige dabei.

Alles richtig gemacht hatten unterdessen Reiner und Michel. Wind und Wetter getrotzt hatten sie, wie es nur die richtig harten Kerle können. Nahezu pausenlos – von früh halb acht bis nachmittags um vier. Für ein Ergebnis, das sich aber wirklich sehen lassen konnte. Ein einstimmiges und voll tönendes „Aaahh“ des Publikums ist der einzige Dank, den die beiden Männer jeweils ernten, wenn der Weihnachtsbaum dann zum ersten Mal in seinem vollem Lichterglanz erscheint. Aber unser ganzer, ehrlich empfundener Respekt vor dieser Leistung ist ihnen gewiss.

Die Feierlichkeit der Stunde wurde untermalt durch die Musik des Posaunenchores Hoheneiche. Das Fehlen ihres Leiters, Dieter Franke, der krank zu Hause lag, lies die 5 Männer und eine Frau nicht zaudern. Absolut überzeugend zogen sie ihr Programm durch und ernteten ebenfalls wohlverdient den Applaus ihres Publikums.

Nebenher verkaufte Marc Munzert Brot und Stollen an die Gäste, welche sich ihrerseits von Bernd Liebner und Gerd Rosenbusch mit leckerem Glühwein verwöhnen ließen. Bekräftigt wurde die nahende Adventszeit schließlich noch dadurch, dass sich der Regen in zwar feuchten, aber immerhin Schnee verwandelte. Von den Wenigsten wurde diese Tatsache wohl aber als angenehm empfunden. Darüber konnte auch der süßeste Glühwein leider nicht hinweg helfen.

So löste sich die Festgemeinde schließlich wieder auf, um im warmen Heim Brot und Stollen zu vernaschen. Früher oder später.

Allen, die zum Gelingen der kleinen Feierstunde beitrugen, sei aber von dieser Stelle aus herzlichst gedankt.

 

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Heimatverein Wickersdorf e. V.                                                                         Eddy Bleyer

November 2017                                                                                     Fotos: Haiko Jakob, Eddy Bleyer