Die Waldläufer

Die Waldläufer

Die Pfingstwanderung des Heimatvereins in Wickersdorf ist schon seit vielen Jahren eine recht beliebte Tradition. In diesem Jahr beschränkten sich die Aktivitäten allerdings nicht nur aufs Wandern, sondern das war nur der Kern einer ganzen Reihe von Veranstaltungen drum herum.

Alles begann damit, dass Haiko Jakob bereits am Donnerstag unseren schönen neuen Backofen anheizte. Tags drauf, also am Freitag, sollte die Röhre schon ein bisschen vorgewärmt sein, weil Haiko und ich gegen Nachmittag ohne viel Verzug ein paar Brote hinein schieben wollten.

So kam es auch. Gegen 14.00 Uhr musste ich nur noch ein paar wenige, der von unserem Volkmannsdorfer Vereinsmitglied Stecken als Brennmaterial erhaltenen Fichtenschwarten nachlegen, um den Ofen auf die richtige Betriebstemperatur zu bringen. Den Teig, fertig als Brote geformt, erhielten wir diesmal wieder aus der Bäckerei der Lebensgemeinschaft. Nachdem wir sie noch etwa eine Stunde hatten aufgehen lassen, begannen wir um 16.00 Uhr mit dem Einschieben. Das Ergebnis fiel wirklich fast sensationell aus. Sanft gebräunte Laibe mit einer kräftig knusprigen Kruste waren während des Backens entstanden. Das Urteil aller, die von diesem Brot zu essen bekamen, war von Einhelligkeit gezeichnet. An mich wurde im Nachhinein fast ausnahmslos die Bitte herangetragen, unser Brot in Zukunft nicht mehr so dunkel zu backen, wie es in den vergangenen Jahren manchmal der Fall war.

Damit war aber für diesen Tag noch nicht Schluss. Für 20.00 Uhr hatte der Verein zu einem Vortrag über die alte Post- und Handelsstraße, die ihrerzeit zwischen Saalfeld und Gräfenthal verlief, eingeladen. Mit deren Verlauf beschäftigt sich seit einigen Wochen Dr. Uli Knopf sehr intensiv, der uns mit seinen Ausführungen über die Ergebnisse seiner Nachforschungen informierte. Gleich im Anschluss unterwies er die Teilnehmer in die Geheimnisse des Geocachings per GPS, das für ihn während seiner Expeditionen eine wichtige Arbeitsgrundlage bildete. Vor allem aber sollte dieses Geocaching ein wichtiger Bestandteil unserer Pfingstwanderung werden.

Zu dieser trafen sich schließlich alle Interessierten am Samstag kurz vor 15.00 Uhr. Per Fahrgemeinschaften mit PKW-s bis zum Sportplatz Reichmannsdorf verlief die erste Etappe. Dass dieses Teilstück nur wenige Probleme bereitete, kann sich sicher jeder denken. Als endlich alle Fahrzeuge den Parkplatz erreicht hatten, blies Dr. Knopf zum Sammeln. Von hier aus, wie das Wort „Wanderung“ in sich schon aussagt, ging es dann nämlich auf Schusters Rappen querfeldein zurück in Richtung Grüne Wiese. Immer dem Verlauf der alten Handelsroute folgend, deren verwitterten und vom Wald überwucherten Spuren wir immer wieder begegneten. Doch breitete sich über unserem Weg eine stete Spannung aus. Unser Anführer, Dr. Knopf hatte nämlich entsprechend der Teilnehmerzahl an verschiedenen Stellen kleine Geschenke versteckt, die jetzt gesucht werden mussten. Die Koordinaten dieser Punkte waren auf Handzetteln vermerkt und jeder Wanderer war im Besitz eines solchen Zettels. Vermittels der vielfach mitgebrachten GPS- fähigen Gerätschaften war also unsere Gruppe unentwegt dabei, die bezeichneten Koordinaten ausfindig zu machen und die dort hinterlegten Überraschungen zu entdecken. Das ständige Suchen versetzte vor allem unsere jüngeren Wanderfreunde in ein wahres Jagdfieber, so dass diese schließlich auch die ehrenvolle Aufgabe übernahmen, die Geschenke der Teilnehmer zu suchen, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß waren. Und da die Beutel mit den Präsenten manchmal wie Pilze wirklich im undurchdringlichsten Dickicht steckten, sahen die Älteren das als eine sehr hilfreiche Geste an. Eine Erkenntnis sammelte jedoch unsere ganze Wandergruppe gemeinsam. GPS- Gerät ist nicht gleich GPS- Gerät. Die angezeigten Koordinaten auf einem Punkt unterlagen durchaus einer gewissen Streuung. Auf den Effekt einer bestimmten Ungenauigkeit hatte uns Dr. Knopf aber schon am Freitagabend aufmerksam gemacht. Er bewegt sich allerdings lediglich im Rahmen einiger weniger Meter. Und er konnte uns nicht davon abhalten, all die verborgenen Schätze aus ihren Verstecken zu holen.

Von der Grünen Wiese aus konnten dann wieder Fahrgelegenheiten genutzt werden. Es gab allerdings auch Einige, die beschlossen, das kurze Stück nach Wickersdorf noch zu laufen. Hier trafen wir uns schließlich am Vereinshaus wieder.

Da war Ingrid Müller bereits dabei, das in Scheiben geschnittene Brot mit Wurst und Käse zu bestreichen bzw. zu belegen. Gerhild Knopf hatte auch wieder eine Schüssel selbst bereitetes Griebenschmalz gesponsert. Mit dem Eintreffen der mittlerweile etwas auseinandergezogenen Wandergruppe bekam Ingrid schließlich auch tatkräftige Unterstützung. Andere räumten derweil den Saal mit Tischen und Stühlen ein. Mit der Beendigung dieser Vorbereitungen ließ sich die erschöpfte Wandergesellschaft dann endlich rund um die Tafel nieder, um sich von den Strapazen der vergangenen Stunden zu erholen. Das fiel bei dem reichhaltigen Angebot an Stärkungen in fester und flüssiger Form freilich nicht allzu schwer. Unterstützt wurde der Erholungseffekt noch durch einige musikalische Einlagen, die Bernd Liebner auf seinem Keyboard zum Besten gab. Seine Bemühungen wurden zeitweise sehr wirkungsvoll von Henry Freyer, unserem jüngsten Wanderfreund, bereichert. Dieser hatte natürlich reichlich Kraft gespart, weil er ja den ganzen Weg von seinem Papa auf dem Rücken getragen worden war.

So nahm also dieser Pfingstsamstag einen recht angenehmen und unterhaltsamen Ausklang. Was wir nächstes Jahr unternehmen wollen, steht noch nicht fest, aber der diesjährige Pfingstmarathon wird wohl nur schwer zu toppen sein.

 

Heimatverein Wickersdorf e.V.                                                                Eddy Bleyer

Juni 2015

006 021 026 028 040 059 065 070 077 078 085 090 093 101 108 110 S036.2 S139.3