Weihnachtsbaum mit viel Drumrum
Wenn das Jahr langsam zu Ende geht und die Nächte länger werden, freuen wir Menschen uns über jedes Licht, dass die dunklen Stunden ein wenig erhellt. Nimmt man gleich mehrere Lichter und behängt damit einen Tannenbaum, verbreitet dieser sogleich nicht nur sein Leuchten, sondern adventliche Stimmung, soweit man ihn sieht. Ein solcher Baum steht nun auch wieder in Wickersdorf auf dem Dorfplatz, von wo aus er weit und hell in alle Richtungen strahlt.
Entwendet wurde die stattliche Fichte von Michael Harbich und Haiko Jakob aus einem nahe gelegenen Waldstück. Natürlich hatten sie den bevorstehenden Raub vorher ordnungsgemäß bei Revierförster Jäcklein angezeigt.
In den vergangenen Jahren wurde unser Weihnachtsbaum stets unter der strengen Überwachung der dörflichen Bürgerschaft aufgestellt und geschmückt. Aus terminlichen Gründen war das heuer so leider nicht möglich. Also wurde beschlossen, den Baum im Laufe des 22. November zu errichten und dann am selben Abend im Rahmen einer entsprechenden Feierlichkeit der Bevölkerung vorzustellen. Weil das bei uns Wickersdorfern von alters her sehr beliebt ist, gehen solche Feierlichkeiten von Haus aus nicht ohne entsprechende Gaumenfreuden ab. Dazu gehört freilich auch in unserem Dorfbackhaus frisch gebackenes Brot. Dieser Aufgabe widmen sich nun schon seit Urzeiten die beiden Dorfbäcker Haiko Jakob und ich.
Geschäftige Betriebsamkeit regte sich also an diesem Vormittag auf dem Dorfplatz. Während im Backhaus Haiko und ich bei schweißtreibender Hitze mit unserem Brot beschäftigt waren, standen bei frostigen Temperaturen Michael Harbich und Dorfelektriker Reiner Rosenbusch draußen auf einer Hebebühne und belegten die wohl gewachsene Fichte mit der notwendigen Beleuchtung.
Tatkräftige Unterstützung bei der Herstellung unseres Brotes hatten uns diesmal die Gebrüder Bielert aus der Stadtmühlenbäckerei in Bad Blankenburg zugesagt und letztendlich auch zukommen lassen. Trotz akribischer Vorbereitungen mussten wir am Ende allerdings feststellen, dass einige unserer Brote doch wieder einen kleinen Hauch zu dunkel geraten waren. Was dann aber eigentlich keinerlei Einfluss auf den ausgezeichneten Geschmack hatte.
Um die Hitze des Ofens effektiv ausnutzen zu können, hatten Undine Liebner, Sylvia Harbich, Simone Jakob und Ingrid Müller noch einige Kuchen vorbereitet, die nach den Broten in die Röhre geschoben wurden. Womit uns unser guter neuer Backofen für diesen Tag wieder beste Dienste geleistet hatte. Für die Bewirtung der Gäste schnitten einige Vereinsfrauen am Nachmittag die Brote und Kuchen auf, beschmierten und belegten das Brot mit Wurst und Käse und schon war eine reichliche und wohlschmeckende Nahrungsgrundlage für das rauschende Fest geschaffen.
Dass zu solch einem Fest natürlich auch Kultur gehört, versteht sich von selbst.
Aus Könitz war ein Mann zu uns gekommen, um sich dieser Aufgabe auf hohem Niveau zu widmen.
Couplets sind eine Kunstform, eine Art Sprechgesang, die Anfang des letzten Jahrhunderts vor allem durch Otto Reutter in Deutschland zu Ruhm und Ehren kam. Werke von Otto Reutter waren es denn auch, die uns von Hubert Schams in seinem knapp einstündigen Programm vorgetragen wurden. Eine Art der Unterhaltung, die bei seinem Wickersdorfer Publikum gut ankam und das wurde dem Künstler dann auch mit reichlichem Applaus bescheinigt. Und es verschaffte ihm und seiner Frau Gemahlin schließlich eine Einladung zum späteren Ess- und Trinkgelage. Vorher lud aber der Vorsitzende des Heimatvereins und Ortsbürgermeister Haiko Jakob die Anwesenden dazu ein, den beleuchteten Weihnachtsbaum zu begutachten. Dazu gab es dann schließlich auch nur noch eins zu sagen … es ist ein prächtiger Weihnachtsbaum!
Freilich nicht prächtig genug, um seine Pracht die ganze kalte Nacht hindurch vor der Türe des gut geheizten Vereinshauses genießen zu wollen. Vor allem wartete im warmen Saal mittlerweile der Witzendorfer DJ „Splitt Van Streugut“ darauf, die Wickersdorfer und ihre Gäste mit allerlei heißen Rhythmen auf die Tanzfläche zu locken. Mit ein wenig Verzögerung, die wir Wickersdorfer immer zum Warmtrinken brauchen, gelang ihm dieses Vorhaben ganz ausgezeichnet. Einmal auf Betriebstemperatur, nutzten die Anwesenden das Parkett für die emotionalsten Tänze und abenteuerlichsten Verrenkungen. Die helle Freude und eine ausgelassene Stimmung breiteten sich im Saal aus. Diese hielt auch noch an, als unser DJ weit nach Mitternacht die Wickersdorfer Vorliebe für Dire Straits und „Smoke on the water“ von Deep Purple aufgrund einer zu Hause gelassenen Festplatte leider nicht bedienen konnte. Mit den Worten: „Beim nächsten Mal bringe ich sie mit“, entschuldigte er sich, als er irgendwann früh beizeiten seinen Kram zusammenpackte. Dass es ein nächstes Mal für ihn gibt, das ist wohl jetzt schon sicher.
Als unser DJ uns verlassen hatte, saß noch ein Resttrupp von etwa 10 oder 12 Männlein und Weiblein um einen Tisch und wurden sich langsam aber sicher klar darüber, dass nun unausweichlich Feierabend war. Dass sie alle schon genug hatten, wage ich zu bezweifeln. Aber wie ein altes Sprichwort schon besagt, soll man ja Schluss machen, wenn es am schönsten ist.
Heimatverein Wickersdorf e.V. Eddy Bleyer
November 2014