Open Air – Alte Germanen –

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Die Rocknacht in Wickersdorf

 

Während die Saalfelder Rocknacht mit City ihre Fans in die alte Großbäckerei lockt, bereiten sich die Alten Germanen auf ihre Wickersdorfer Rocknacht im Freien vor. Nach den schlechten Erfahrungen mit dem Regenwetter im letzten Jahr, scheint ihnen dieses Jahr ein ähnliches Schicksal bevor zu stehen. Als sie am Nachmittag des 16. August damit beginnen, ihren Krimskrams auf dem Sportplatz aufzubauen, hat es durchaus auch trockene Perioden. Diese werden aber einige Male von recht ergiebigen und heftigen Schauern unterbrochen. Der Wetterbericht, der für die späteren Stunden des Tages aufklarenden Himmel prophezeit, ermuntert die Jungs, samt ihrer Helfer aus Dorf und Lebensgemeinschaft, dennoch tapfer weiter zu machen. Die ziemlich bescheidenen Temperaturen lassen dabei allerdings wenig Hoffnung aufkommen, dass zu dem am Abend angesagten Konzert wirklich viele Leute zu erwarten sind. Diese Vermutung begründet nicht zuletzt auch darauf, dass eine ganze Reihe Bewohner der Lebensgemeinschaft an diesem Tag noch nicht aus ihrem wohlverdienten Jahresurlaub zurückgekehrt sind. Immerhin stellt die Lebensgemeinschaft eigent-lich jedes Jahr einen beachtlichen Teil des Publikums bei den Auftritten ihrer eigenen Dorfrockband.

Als die vier Musiker nach einem kurzen Soundcheck den Platz verlassen, um sich vor dem Startschuss nochmal etwas frisch zu machen, herrscht erwartungsgemäß gähnende Leere. Nicht so aber, als sie kurz vor Konzertbeginn wieder zurückkeh-ren. Da hat sich doch eine ganz ansehnliche Menge von Leuten an den aufgebau-ten Biertischgarnituren niedergelassen, um offensichtlich dem Vortrag der vier alten Herren zu lauschen. Ein weiterer Grund könnte natürlich sein, dass unsere gute Versorgungsfee Roni mit ihren Helfern Speis und Trank herangetragen hat, an denen sich die versammelten Menschen nun laben können.

In dieser Phase zeigt der Himmel wohl auch die eine oder andere Wolkenlücke, wobei die Temperaturen doch weiterhin sehr zu wünschen übrig lassen. Dennoch, ermuntert durch die überraschend gute Resonanz, beginnen die Alten Germanen ziemlich pünktlich auf ihrer Sattelschlepperbühne aufzuspielen. Mit Erfolg, wie die Reaktionen des Publikums erkennen lassen. So kommt vorerst bei trockenen 10°C eine gute und unbeschwerte Stimmung auf. Diese hält auch an, bis es auf unserer Festwiese schließlich vollkommen dunkel geworden ist.

Doch dann der Aufschrei: „Es regnet wieder.“ Hastig rennen ein paar Helfer, um die vor der Bühne stehenden Lautsprecherboxen mit Plastiksäcken vor der Nässe zu schützen. So gut es geht, flüchten die Zuhörer unter die beiden Zeltpavillons, die eigentlich dem Schutz von technischem Equipment dienen. Unter dem Vordach von Ronis Bierwagen versammelt sich der Rest. Aber man muss wohl auch davon ausgehen, dass womöglich der Eine oder Andere, der kein trockenes Plätzchen mehr erhaschen konnte, schließlich doch die Flucht nach Hause angetreten hat. Verübeln könnte man es keinem.

Mit dem Regenguss hat sich die Wettersituation für den Abend grundlegend geändert. Zwar lässt es auch immer mal wieder ein bisschen nach, so dass sich die Leute nach draußen trauen und ungeachtet des nassen Rasens das Tanzbein schwingen. Die feuchte Kälte bleibt allerdings allgegenwärtig.

Komischerweise scheint das die Leute unten vor der Bühne nur wenig zu beeindrucken. Denen heizen die Rhythmen der alten Männer auf der Bühne offensichtlich derart ein, dass sie wohl gar nicht genug davon bekommen. Und irgendwie kann sich nicht mal Munzel, der sonst eigentlich immer schnell mal seine Gitarre in die Ecke stellt, den ständigen „Zugabe“- Rufen widersetzen. Zwei oder drei kurze Pausen gönnen sich die vier Akteure wohl noch, finden sich aber immer wieder auf ihrer Bühne ein, um weiter zu machen. Sehr zum Vergnügen ihres Publikums. Sobald die letzten Töne eines Liedes verklingen, hallen Applaus und Rufe nach Fortsetzung durch die Nacht. Was freilich wiederum den Alten Germanen ganz sicher wie Musik in den Ohren klingt.

Aber irgendwann muss Schluss sein. Als die vier Musiker schließlich doch ihre Verstärker ausschalten,  scheint das vielen ihrer Zuhörer noch gar nicht zu gefallen. Nur langsam lassen die Rufe nach einer weiteren Zugabe nach. Trotz Kälte und Regen! Wer hätte das gedacht?

Statt einer Zugabe tauchen die Hobby – Rockstars in der Menge unter. Die meisten Menschen, für die sie in den letzten 4 Stunden musizierten, kennen sie gut. Deshalb zweifeln sie auch nicht, dass das Lob und die Dankbarkeit, die aus diesen Menschen jetzt spricht, echt sind. Lob und Dank von den Menschen, die die Stellung hielten, als das Wetter jeden Hund in seine Hütte zurück gejagt hätte. Menschen, die trotz Kälte und Regen eine Stimmung machten, die einer Wickersdorfer Rocknacht würdig war.

 

Heimatverein Wickersdorf e.V.                                                    Eddy Bleyer

August 2014                                                                    Fotos: Haiko Jakob